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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7

Heers. So kam er als Volksmann in die Kammer und wurde zum Kommandanten des 4. Bataillons der Nationalmiliz in Madrid erwählt, wobei er immer auf Esparteros Seite stand. In den Stürmen von 1856 nach Paris verbannt, lebte er hier vorzugsweise der litterarischen Thätigkeit (zum Teil in französischer Sprache); 1879 wurde er für die Insel Cuba zum Senator ernannt. Er starb 20. Dez. 1884 in Madrid. Außer zahlreichen Beiträgen zur liberalen spanischen Presse veröffentlichte er die Gedichtsammlungen: „Lagrimas del corazon“ (Valladolid 1854) und „Duelos del corazon“ (das. 1855); ein Drama: „Don Carlos“ (1879); ferner die Prosawerke: „Pensiamentos cristianos, filosoficos y politicos“ (Valladolid 1854), „Traditions américaines“ (1861), „Légendes du Montserrat“ (1866), „Légende de Catherine Ossema“ (1873), „Les deux folies“ (1879); die historischen Studien: „Philippe II et Don Carlos devant l’histoire“ (1878) und „Los restos de Colon“ (Par. 1884) u. a. Eine neue Ausgabe seiner „Poesías“ erschien 1881 in Paris.

Guelph (spr. ghelf), Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Ontario, am Speed River, hat eine landwirtschaftliche Akademie, Fabriken von Strumpf- und Wollwaren, Nähmaschinen, Ackergeräten, Brauereien und (1881) 9890 Einw.

Guer., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für F. Ed. Guérin-Mèneville (s. d.).

Guérande (spr. gherāngd), Stadt im franz. Departement Niederloire, Arrondissement St.-Nazaire, 5 km vom Atlantischen Meer entfernt, an einem Zweig der Westbahn, von Gräben und betürmten Mauern (mit vier Thoren) umgeben, die den mittelalterlichen Charakter der Stadt noch erhöhen, hat eine Kirche, St.-Aubin, aus dem 12. und eine schöne Kapelle aus dem 14. Jahrh. und (1876) 2415 Einw., renommierte Barchentwebereien und große Salzteiche (2300 Hektar), welche jährlich 80 Mill. kg grobes Salz produzieren. G. ist eine von den Städten, in denen die Sitten der alten Bretagne sich am reinsten erhalten haben.

Guerche, La (spr. ghärsch), 1) G. sur Creuse, Dorf im Departement Indre-et-Loire, Arrondissement Loches, an der Creuse, mit dem von Karl VII. erbauten Schloß der Agnes Sorel, einer Kirche aus dem 11. Jahrh. und (1876) 465 Einw. – 2) G. sur l’Aubois, Stadt im franz. Departement Cher, Arrondissement St.-Amand, am Flüßchen Aubois, unweit des Kanals von Berry an der Orléansbahn, hat (1876) 1837 Einw., eine Zuckerfabrik und Brüche lithographischer Steine.

Guercino (spr. gŭertschīno), eigentlich Giovanni Francesco Barbieri, ital. Maler, geb. 8. Febr. 1590 zu Cento (daher G. da Cento, „der Schielende von Cento“, genannt), war daselbst Schüler von Benedetto Gennari und des G. B. Cremonini, bildete sich dann weiter unter Paolo Zagnoni zu Bologna und unter dem Einfluß von L. Carracci. Bis 1642 war er in Cento ansässig, von da ab in Bologna, wo er 22. Dez. 1666 starb. In den Jahren 1619 und 1620 arbeitete er in Ferrara und Venedig, von 1621 bis 1623 war er in Rom, 1626 in Piacenza und 1632 in Modena thätig. Seine ersten Gemälde zeigen in den scharfen Gegensätzen von Licht und Schatten und der derben Charakteristik eine Verwandtschaft mit Caravaggio. Später ward sein Kolorit unter dem Einfluß der Venezianer harmonischer und wärmer. Seit 1642, wo sich in Bologna eine große Schule um ihn versammelte, schloß er sich dem weichen und glatten Stil Guido Renis an. Die Zahl seiner Fresken und Staffeleibilder ist außerordentlich groß. Als Hauptwerke sind zu betrachten: die Gefangennahme des heil. Rochus (1618, San Rocco, Bologna, in Fresko), Einkleidung des heil. Wilhelm (1620, Pinakothek zu Bologna), Ekstase des heil. Franziskus (Paris, Louvre), Aurora, Deckenbild in der Villa Ludovisi (Rom), Martyrium der heil. Petronella (Altarbild, Rom), Fresken in der Kuppel des Doms zu Piacenza, Himmelfahrt der Jungfrau (1624, Petersburg, Eremitage), Tod der Dido (1631, Palazzo Spada, Rom), Kephalos und Prokris (1643, Dresdener Galerie), Verstoßung der Hagar (1657, Mailand, Brera). Er hat auch zahlreiche Landschaftszeichnungen hinterlassen, die von Bartolozzi, G. Penna, A. Bartsch u. a. gestochen worden sind.

Guéret (spr. gherä́), Hauptstadt des franz. Departements Creuse, auf einem Bergabhang links von der Creuse, Station der Orléansbahn, hat ein Schloß aus dem 15. Jahrh., ein Collège, eine Normalschule, eine Bibliothek, ein Museum für Naturgeschichte, Numismatik und Antiquitäten, eine Gemäldegalerie, 2 Spitäler, einen botanischen Garten und (1881) 5864 Einw. Die Stadt entstand im 8. Jahrh. um eine im 7. Jahrh. gegründete Abtei und war später Hauptort der Haute-Marche.

Guerēza, s. Stummelaffe.

Guericke (spr. ghe-), 1) Otto von, Physiker, geb. 20. Nov. 1602 zu Magdeburg, studierte in Leipzig, Helmstedt und Jena die Rechte, dann zu Leiden Mathematik, Geometrie und Mechanik und bereiste hierauf Frankreich und England. Er wurde 1627 Ratsherr zu Magdeburg, trat nach der Zerstörung der Stadt in schwedische Dienste als Oberingenieur zu Erfurt, wurde 1646 Bürgermeister in Magdeburg und brandenburgischer Rat, legte jedoch 1681 seine Ämter nieder und siedelte nach Hamburg über, wo er 11. Mai 1686 starb. G. ist Erfinder der Luftpumpe (1650), mit welcher er die ersten öffentlichen Versuche 1654 auf dem Reichstag zu Regensburg machte. Auch erfand er das Manometer (1661), die „Guerickeschen Wassermännchen“ (wahrscheinlich hohle Glasfiguren, die auf dem Quecksilber in der Barometerröhre schwammen) und konstruierte die erste (unvollkommene) Elektrisiermaschine, mit deren Hilfe er entdeckte, daß zwei gleichnamig elektrisierte Körper sich abstoßen, während man bis dahin nur die Anziehung leichter Körperchen durch elektrisierte Körper beobachtet hatte. Er beschäftigte sich auch mit Astronomie und stellte zuerst die Meinung auf, daß sich die Wiederkehr der Kometen müsse bestimmen lassen. Die wichtigsten seiner Beobachtungen legte er in der Schrift „Experimenta nova, ut vocantur, Magdeburgica de vacuo spatio“ (Amsterd. 1672; neue Ausg., Leipz. 1881) nieder. Von historischem Wert ist auch seine „Geschichte der Belagerung, Eroberung und Zerstörung Magdeburgs“ (1631), herausgegeben von F. W. Hoffmann (Magdeb. 1860). Vgl. Hoffmann, Otto v. G. (Magdeb. 1874).

2) Heinrich Ernst Ferdinand, namhafter Vertreter des altlutherischen Dogmas, geb. 25. Febr. 1803 zu Wettin, habilitierte sich 1824 in Halle mit der Schrift „De schola, quae Alexandriae floruit, catechetica“ (Halle 1824–25, 2 Bde.) und wurde 1829 außerordentlicher Professor der Theologie. Als er sich 1833 für die schlesischen Altlutheraner und gegen die Einführung der Union und Agende erklärte, ward er im Januar 1835 seiner Professur enthoben. Er fungierte hierauf als Prediger der altlutherischen Gemeinde in Halle, doch ward ihm 1838 von der Regierung auch die Verrichtung kirchlicher Handlungen untersagt. Seit 1840 als Professor restituiert, starb er 4. Febr. 1878

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 902. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b7_s0902.jpg&oldid=- (Version vom 1.5.2021)