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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

Galempung der Inder, Kinnor, Asor etc. der Hebräer, Kussir, Canun und Santir der Türken, dann die abendländischen: Rotta (Zither), Psalterium, Harfe, Hackbrett und die H. mit Klaviatur oder Klaviere (Klavichord, Harfenklavier, Klavicymbal, Spinett, Pianoforte etc.). Unter die H. mit Griffbrett (Lauteninstrumente) gehören die nur aus Abbildungen bekannten lautenähnlichen Instrumente der Ägypter (Nabla), die Vina der Inder, der Kanon (Monochord) der Griechen, die durch die Araber ins Abendland gebrachte Laute selbst nebst ihren Abarten: Guitarre, Mandora (Mandolina, Pandora etc.), Theorbe, Chitarrone, Baßlaute und endlich die neuere Zither (Schlagzither).

Harfenklavier (Klavicitherium), eine veraltete Art von aufrecht stehendem Klavier, bei welchem Darmsaiten durch Messingstifte angeschlagen wurden. S. Klavier.

Harfleur (spr. arflȫr), Seestadt im franz. Departement Niederseine, Arrondissement Le Havre, am Ausfluß der Lézarde in das Mündungsbecken der Seine und an der Westbahn gelegen, hat eine schöne gotische Kirche, wohlerhaltene Befestigungswerke aus dem 14. Jahrh., ein Schloß, ein Rathaus und (1876) 1908 Einw., welche Fabrikation von Seife und Öl und Handel mit Getreide, Kohlen und Dungstoffen betreiben. Der ehemals bedeutende Hafen ist versandet, und nur ein kleiner Flußhafen unterhält noch den Seeverkehr während der Flut. – H. war unter dem Namen Hareflot im Mittelalter der Hauptseeplatz im nordwestlichen Frankreich und stark befestigt; mit der Verschlämmung des Hafens und dem Aufblühen von Le Havre sank es. 1415 wurde H. von den Engländern unter Heinrich V. erobert. 1433 erhoben sich die Einwohner des Ländchens Caux, denen die Einwohner von H. die Thore öffneten, worauf die Engländer verjagt wurden. Das Andenken an diesen Handstreich ist noch in neuerer Zeit daselbst gefeiert worden.

Hargraves (spr. hárgrēws), Edmund Hammond, der Entdecker der Goldfelder von Australien, geb. 1815 zu Gosport, ging mit 14 Jahren zur See und wanderte mit 18 nach Australien aus, von wo er sich 1849 nach San Francisco begab, um als Goldgräber sein Glück zu versuchen. Die Ähnlichkeit der geologischen Struktur Kaliforniens mit der von Australien veranlaßte ihn nach seiner Rückkehr, Untersuchungen am Westabhang der Blauen Berge anzustellen, die im Mai 1851 zur Entdeckung außerordentlich reicher Goldfelder führten. H. wurde zum Kommissar der Kronländereien ernannt und erhielt später, als er seine Stellung aufgab, von der Regierung eine Belohnung von 10,000 Pfd. Sterl. Seit 1854 in England, veröffentlichte er dort „Australia and its gold-fields“ (1855).

Haricot (franz., spr. arikó), Bohne, besonders Schminkbohne (Phaseolus vulgaris L.); h. oder h. de mouton, Ragout von Hammelfleisch mit Rüben etc. „Hôtel des haricots“ nannte der Pariser Volkswitz die Arreststube der Nationalgarde, angeblich eine Korrumpierung des Namens Darricau, Kommandeurs der Nationalgarde während der Hundert Tage.

Häring, Fisch, s. Hering.

Häring, Georg Wilhelm Heinrich, unter dem Pseudonym Wilibald Alexis bekannter Romandichter, geb. 29. Juni 1798 zu Breslau als Sprößling einer französischen Réfugiésfamilie aus der Bretagne, die ihren französischen Familiennamen Hareng ins Deutsche übersetzt hatte, besuchte das Werdersche Gymnasium in Berlin, machte als Freiwilliger den Feldzug von 1815 und die Belagerungen der Ardennenfestungen mit, widmete sich hierauf zu Berlin und Breslau juristischen Studien und ward Auskultator und Kammergerichtsreferendar in Berlin. Bald entsagte er jedoch der juristischen Laufbahn und widmete sich ausschließlich der schriftstellerischen Thätigkeit. Später verwandte er einen Teil seines Vermögens auf die Einrichtung eines großartigen Lesekabinetts, gründete auch eine Verlagsbuchhandlung etc. Doch waren dies alles nur Episoden in der fortgesetzt vorwiegend litterarischen Laufbahn des Autors, der, wie kaum ein zweiter, mitten durch das Gewirr publizistischer und litterarischer Vielgeschäftigkeit feste poetische Pläne trug und künstlerisch gestaltete. Bis 1856 ununterbrochen thätig, hatte H. das Unglück, bald nach seiner Übersiedelung nach Arnstadt in Thüringen, wo er sich ein anmutiges Heim gegründet, von einem Gehirnschlag getroffen zu werden, von dem er sich nie wieder vollständig erholte. Er starb 16. Dez. 1871 in Arnstadt. Seine eigentliche litterarische Thätigkeit begann H. mit einem idyllischen Epos in Hexametern: „Die Treibjagd“ (Berl. 1820), welchem „Die Schlacht bei Torgau und der Schatz der Tempelherren“ (das. 1822) folgte. Aus einer Wette im Freundeskreis ging ein dreibändiger Roman: „Walladmor“ (Berl. 1823–24, 3 Bde.), hervor, eine kecke Mystifikation, indem der Verfasser das Werk für eine Schöpfung Walter Scotts ausgab und damit auf seiten des Publikums und der Kritik Glauben fand. Der Roman ward ins Englische und mehrere andre Sprachen übersetzt. Unter derselben Maske erschien auch der Roman „Schloß Avalon“ (Leipz. 1827, 3 Bde.), dem die „Geächteten“ (das. 1825) vorausgegangen waren. Bald aber trat H. auf dem Gebiet der Novellen- und Romanpoesie mit selbständigern Produkten auf, in denen sich Anklänge an Scott und Tieck mit seinen eignen, von der jungdeutschen Bewegung beeinflußten Reflexionen mischten, ohne daß der Objektivität der Darstellung dadurch Eintrag geschah. Unter seinen Novellen, die zuerst in Journalen und Taschenbüchern zerstreut, dann als „Gesammelte Novellen“ (Berl. 1830–31, 4 Bde.) und „Neue Novellen“ (das. 1836, 2 Bde.) erschienen, sind einzelne, wie: „Venus in Rom“ und „Acerbi“, vortrefflich in Ausführung und Darstellung. Sein eigenstes Gebiet, das der historischen Romandichtung mit dem Hintergrund märkisch-preußischer Geschichte, betrat H. zuerst in seinem umfangreichsten Werke: „Cabanis“ (Berl. 1832, 6 Bde.; 6. Aufl. 1880, 2 Bde.), einem charakteristischen Bild aus der Zeit Friedrichs d. Gr. Aber bereits mit dem Roman „Das Haus Düsterweg“ (Leipz. 1835) schien H. wieder in andre Bahnen einzulenken. Als Reiseschriftsteller trat er in seiner „Herbstreise durch Skandinavien“ (Berl. 1828, 2 Bde.), den „Wanderungen im Süden“ (das. 1828) und den „Wiener Bildern“ (Leipz. 1833) auf, welch letztere in Preußen verboten, während umgekehrt seine „Schattenrisse aus Süddeutschland“ (Berl. 1834) von den Liberalen angefeindet wurden. Seine „Zwölf Nächte“ (Berl. 1838, 3 Bde.) leiden an einer gewissen Nüchternheit und Breite des Räsonnements, die der sonst trefflichen Darstellung Eintrag thun. Sein „Urban Grandier“ (Berl. 1843, 2 Bde.) war als Nachtgemälde des Fanatismus von Interesse. Zwischen der Folge seiner historischen Romane erschienen noch: „Der Zauberer Virgilius“ (Berl. 1851); „Märchen aus der Gegenwart“ (das. 1852) und das Bruchstück eines unvollendet gebliebenen Zeitromans, das Idyll „Ja, in Neapel“ (das. 1860). Für die Bühne schrieb H. in früherer Zeit die Lustspiele: „Der Prinz

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0160.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2021)