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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

so sind bei den Fischen und Amphibien die einzelligen Schleimdrüsen sehr verbreitet; bei Reptilien sind es stets zusammengesetzte Drüsen; bei den Vögeln ist nur die Bürzeldrüse allgemein vorhanden; bei den Säugetieren endlich sind außer den Milchdrüsen (s. d.) nur die Talg- und Schweißdrüsen wichtig; doch finden sich außerdem noch bei den Wiederkäuern die sogen. Klauendrüsen, bei einigen Raubtieren die Stink- und die Zibetdrüsen, ferner die Moschusdrüse etc. vor. Beim Menschen insbesondere kommen die Schweißdrüsen fast am ganzen Körper vor und werden nur an der Eichel des männlichen Gliedes und an der konkaven Fläche der Ohrmuschel vermißt. Es sind einfache, knäuelförmig aufgewundene Schlauchdrüsen (SD in Fig. 1 beim Artikel „Haut“), welche durch die sogen. Schweißporen ausmünden. Besonders stark sind sie in der Achselgrube entwickelt. Man rechnet etwa zwei Millionen für den ganzen Körper; davon kommen auf 1 qcm am Hals gegen 180, in der Hohlhand und der Fußsohle je 370, dagegen am Nacken, Rücken und Gesäß je noch nicht 60. Die Talgdrüsen der H., welche den Hauttalg oder die Hautschmiere absondern, stehen in enger Beziehung zu den Haaren und fehlen daher auch an den meisten haarlosen Hautstellen (Sohle, Hohlhand etc.), gänzlich oder nahezu (T in Fig. 1 im Artikel „Haut“). Sehr groß sind sie in der Nase, klein dagegen an den Kopfhaaren (s. Haare). Sie sondern keine Flüssigkeit ab, vielmehr lösen sich die Drüsenzellen selbst los und machen noch innerhalb des Drüsensäckchens eine Umwandlung in eine fettige Masse durch, als welche sie von den stets nachdrängenden Massen auf die Oberfläche der Haut befördert werden.

Häute, im Handel die Körperbedeckungen größerer Tiere (während die von kleinern Tieren Felle und Bälge genannt werden) und zwar die rohen H., welche noch dem Gerbeprozeß unterworfen werden sollen. Diese rohen H. bilden getrocknet oder durch Aufstreuen von Salz, Salpeter oder andern fäulniswidrigen Körpern konserviert einen bedeutenden Handelsartikel (vgl. Leder). In der Jägersprache heißt Haut das Fell des Hoch- und Rehwildes inkl. Gemse und Steinbock.

Hautecombe (spr. oht-kóngb), ehemalige Cistercienserabtei im franz. Departement Savoyen, Arrondissement Chambéry, am See Bourget, 1125 gegründet, Begräbnisstätte der Fürsten aus dem Hause Savoyen. Aus ihr gingen die Päpste Cölestin IV. und Nikolaus III. hervor. Das gegenwärtige Kloster datiert von 1743. Im Revolutionskrieg 1792 und 1793 wurde die Abtei ausgeplündert und 1800 in eine Fayencefabrik umgewandelt. König Karl Felix von Sardinien kaufte die Abtei 1824 wieder und ließ sie im gotischen Stil restaurieren. Die Kirche besitzt außer den savoyischen Grabmälern mehrere Kunstwerke. Bei der Abtretung von Savoyen behielten sich die Könige von Italien das Eigentumsrecht an der Abtei vor.

Haute-contre (franz., spr. oht-kóngtr’), Altstimme.

Haute-finance (franz., spr. oht-fināngs), hohe Finanzwelt, Bankiers ersten Ranges, Börsenfürsten.

Hautelisseweberei (spr. oht-liß-), s. Weben.

Hautement (franz., spr. oht’mang), frei heraus (sagen).

Hautesse (franz., spr. ohtä́ß), „Hoheit“, Titel des türkischen Großwesirs.

Haute-taille (franz., spr. oht-táj), erster Tenor (Gegensatz Basse-taille, zweiter Tenor; Bariton).

Haute volée (franz., spr. oht wŏlē, „hoher Flug“), die vornehme Gesellschaft.

Hautflügler (Aderflügler, Hymenoptera, hierzu Tafel „Hautflügler“), Ordnung der Insekten, umfaßt Kerbtiere mit beißenden Mundteilen, unbeweglichem Prothorax, vier häutigen, wenig geäderten Flügeln und vollkommener Metamorphose. Der Körper ist in der Regel langgestreckt, der Kopf auf dem Rumpfe frei beweglich. Der Hinterleib ist meist vorn ganz schmal und sitzt mit diesem sogen. Stiel der Brust an. Beim weiblichen Geschlecht endet er mit einem gewöhnlich eingezogenen Legestachel oder Giftstachel, welcher aus einer äußern sogenannten Stachelrinne, zwei Stachelscheiden und ebenso vielen Stechborsten zusammengesetzt ist (s. Bienen, Fig. 2). An den Fühlern der H. unterscheidet man

Mundteile der Biene (Anthophora retusa). a Antennen, b Occilen (Nebenaugen), c Mandibel (Oberkiefer), d Maxime (Unterkiefer) mit dem Taster t, e Zunge, f Nebenzunge, beides Teile des Labiums (Unterlippe), g Lippentaster.

meist ein großes Basalglied und 11–12 kürzere Glieder. Die Mundwerkzeuge (s. Abbild.) sind beißend und zugleich leckend, Oberlippe und Oberkiefer (Mandibeln) wie bei den Käfern und Geradflüglern gebildet, Unterkiefer (Maxillen) u. Unterlippe dagegen verlängert, zum Lecken eingerichtet, in der Ruhe häufig knieförmig umgelegt. Bei den Bienen kann ein Teil der Unterlippe, die sogen. Zunge, die Form eines Saugrüssels annehmen. Die Flügel sind durchsichtig, die vordern beträchtlich größer als die hintern, an deren Außenrand kleine, übergreifende Häkchen entspringen, die sich an dem untern Rande der Vorderflügel befestigen, so daß für den Flug eine größere, einheitliche Fläche zu stande kommt. Doch fehlen auch wohl die Flügel einem der beiden Geschlechter oder bei gesellig lebenden Hautflüglern den Arbeitern. Die sehr frei beweglichen Beine besitzen fünfgliederige, meist verbreiterte Tarsen. Die Netzaugen sind meist von beträchtlicher Größe und stoßen beim männlichen Geschlecht fast zusammen; allgemein finden sich drei Einzelaugen (Ocellen). Das Nervensystem besteht aus einem meist sehr komplizierten Gehirn und einem Bauchstrang mit 7–10 Ganglien. Der Darm ist gewöhnlich sehr lang, die Anzahl der Nierenschläuche (Malpighischen Gefäße) groß. Dem ausdauernden Flugvermögen entsprechend, sind die Tracheen sehr entwickelt; ihre Längsstämme bilden blasige Erweiterungen. Wo ein Giftstachel auftritt, sind fadenförmige oder verästelte Giftdrüsen und eine Giftblase vorhanden. Die Larven sind meist fußlos und leben entweder parasitisch im Leib von Insekten oder Pflanzen, oder in Bruträumen sowohl von pflanzlichen als von tierischen Stoffen. Nur die den Schmetterlingsraupen ähnlichen Larven der Blatt- und Holzwespen haben außer den 3 Paar Brustbeinen 6–8 Paar Hinterleibsbeine und leben selbständig von Blättern oder Holz. Die in Bruträumen (Zellen)

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0234.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)