Seite:Meyers b8 s0411.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

von seinem alten Wahlbezirk Schluckenau nicht wiedergewählt, sondern in Reichenberg.

3) Wilhelm, Schulmann und Schriftsteller, geb. 8. Nov. 1825 zu Wetzlar, studierte 1844–47 in Bonn und Berlin Philologie und Geschichte, wurde 1850 Lehrer am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Köln und 1851 am Blochmannschen Institut in Dresden. 1854–58 war er Oberlehrer am Gymnasium zu Elberfeld und benutzte während dieser Zeit ein Urlaubsjahr zu theologischen Studien in Berlin. 1858 an das Gymnasium zu Kleve versetzt, wurde er 1859 Direktor desselben, folgte 1860 einem Ruf nach Köln als Direktor des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums daselbst, mit welchem unter seiner Leitung eine Realschule verbunden wurde. 1865 ward er Direktor des Gymnasiums zu Bielefeld, 1867 Propst und Direktor des Pädagogiums zum Kloster Unsrer Lieben Frauen in Magdeburg, 1873 Rektor in Schulpforta, trat aber 1876 aus Gesundheitsrücksichten zurück und lebte bis zu seinem Tod (20. Dez. 1882) als Professor der Pädagogik in Halle. Von seinen Werken sind zu erwähnen: „Das klassische Altertum in der Gegenwart“ (Leipz. 1852); „Zur Geschichte der auswärtigen Politik Spartas“ (das. 1853); „Friedrichs d. Gr. Antimachiavell“ (Duisb. 1864); „Historisches Hilfsbuch“ (3 Tle., in zahlreichen Auflagen, Mainz); „Historisches Quellenbuch zur alten Geschichte“ (mit Baumeister und Weidner, Leipz. 1868–75, 5 Hefte); „Zur Frage über den Geschichtsunterricht auf höhern Schulen“ (Mainz 1869); „Thukydides auf der Schule“ (Programm, 1869); die Biographien: „Matthias Claudius“ (Gotha 1857, 4. Aufl. 1878), „K. G. Heiland“ (Halle 1869) und „Joh. Heinrich Voß“ (Leipz. 1872–76, 2 Bde.); „Goethe in Wetzlar“ (Gotha 1881) und „Aus Schule und Haus, populäre Aufsätze“ (das. 1882). 1878 begründete er das „Deutsche Litteraturblatt“, seit 1880 gab er die „Encyklopädie der neuern Geschichte“ (Gotha) heraus.

Herbstein, Stadt in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis Lauterbach, 411 m ü. M., am Vogelsgebirge, hat ein Amtsgericht, Leinweberei und (1885) 1895 meist kath. Einwohner. Der Ort gehörte früher zum Bistum Fulda.

Herbstling, im Herbst gebornes Vieh.

Herbstlorchel, s. Helvella.

Herbstmonat, deutscher Name des Septembers.

Herbstmusseron, s. Agaricus I.

Herbstnachtgleiche (Herbstäquinoktium), s. Äquinoktium.

Herbstpunkt, der Durchschnittspunkt des Äquators mit der Ekliptik, in welchen die Sonne am Herbstanfang, 23. Sept., tritt. Vgl. Ekliptik.

Herbstrosenwurzel
Herbstzeitlose
s. Colchicum.

Hercher, Rudolf, Hellenist, geb. 11. Jan. 1821 zu Rudolstadt, studierte seit 1839 in Leipzig und Berlin, wirkte als Hauslehrer in Frankfurt a. M., Irland und Manchester, wurde 1847 Lehrer am Gymnasium zu Rudolstadt, erhielt 1854 den Professortitel, durchreiste 1859 und 1860 Italien, kam 1861 als Professor an das Joachimsthalsche Gymnasium zu Berlin, wurde 1873 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und starb 26. März 1878 daselbst. Seine Ausgaben, besonders spätgriechischer Prosaiker, zeichnen sich durch kritische Genauigkeit und feine Kenntnis der entsprechenden Gräzität aus. Er edierte die pseudoplutarchische Schrift „De fluviis“ (Leipz. 1851), deren Verfasser er als einen Fälscher nachwies, „Arriani scripta minora“ (das. 1854; 2. Aufl. von Eberhard, 1885), „Scriptores erotici graeci“ (das. 1858–59, 2 Bde.), den Älian (mit „Porphyrii de abstinentia et de antro nympharum“ sowie mit Philo Byzantius, Par. 1858; mit andern Beigaben, Leipz. 1864–66, 2 Bde.), „Artemidori onirocriticon“ (das. 1864), „Aeneae commentarius poliorceticus“ (Berl. 1870), „Plutarchi Moralia“ (nur Bd. 1, Leipz. 1872), „Epistolographi graeci“ (Par. 1873), „Apollodori bibliotheca“ (Berl. 1874) u. a. Epochemachend waren auch seine Aufsätze über Homerische Topographie (gesammelt als „Homerische Aufsätze“ von C. Robert, Berl. 1881). Außerdem war H. Mitbegründer und bis zu seinem Tod Mitredakteur der Zeitschrift „Hermes“ (Berl. 1866 ff.).

Herculanĕum, im Altertum eine Küstenstadt Kampaniens, zwischen Neapel und Pompeji am Fuß des Vesuvs gelegen, war von Haus aus eine oskische Gründung, in welche später Etrusker und Samniter eindrangen. Es ward 307 römisch, wurde im Bundesgenossenkrieg (90–88 v. Chr.) vom Prokonsul T. Didius erobert, dann neu kolonisiert, aber bereits 63 n. Chr. unter Nero durch ein Erdbeben zur Hälfte in Trümmer gelegt und 16 Jahre später durch den furchtbaren Ausbruch des Vesuvs 24. Aug. 79 mit den nahegelegenen Städten Pompeji und Stabiä gänzlich verschüttet. Nach und nach erhoben sich 12–30 m über den Trümmern neue Ortschaften, Portici, Resina u. a., auf der Masse. So wurde die Stadt, obwohl die Alten ihre Lage genau angeben, vergessen oder doch, wie von Klüver, falsch angesetzt. Erst 1711 stieß man beim Graben eines Brunnens auf das alte Theater und fand namentlich mehrere schöne weibliche Gewandstatuen (jetzt im Museum zu Dresden). Ausgrabungen im größern Maß begannen erst 1738, nach der Thronbesteigung Karls III., und wurden nach verschiedenen Unterbrechungen in neuerer Zeit besonders 1869–76, wieder aufgenommen. Die Ausgrabung ist nur mittels Stollen und unterirdischer Gänge möglich und überaus schwierig, weil man der darüberstehenden Orte wegen überall Pfeiler stehen lassen muß. Auch ist der größte Teil des Aufgedeckten nach genauer Untersuchung und Ausräumung alles Transportabeln wieder zugeschüttet worden. Die gefundenen Kunstwerke, namentlich die Bronzestatuen (jetzt im Museum von Neapel), übertreffen die von Pompeji an Wert, während die baulichen Reste Herculaneums geringeres Interesse beanspruchen. Zugänglich ist besonders das Theater, ganz aus Stein, mit 19 Sitzreihen und für 8–10,000 Personen berechnet; südlich davon ein Tempel. Dort beginnt eine breite, mit Säulengängen eingefaßte Straße, an deren Nordostseite eine Basilika sich erhebt. Besonders interessant ist ein aufgedecktes Privathaus, das des Argus, mit kostbarer Ausschmückung und einem großen Garten. Ein andres Haus ist merkwürdig durch die darin noch in verschlossenen Vorratskammern gefundenen Viktualien. Außerdem hat man z. B. chirurgische Instrumente in dem Haus eines Wundarztes und die Bude eines Barbiers entdeckt, in welcher alles, die Gerätschaften, die Wartebänke für die Kunden, die Badestube und sogar die Haarnadeln, merkwürdig gut sich erhalten hat. Menschliche Gerippe und Kostbarkeiten sind bis jetzt wenig gefunden worden, da die Einwohner Zeit hatten, sich zu retten. Von gefundenen Kunstwerken verdienen zwei größere Gemälde, das eine Theseus und den Minotauros, das andre Telephos und Herakles darstellend, besondere Erwähnung. Ein sehr schönes Gemälde ist unter dem Namen die Amorhändlerin von H. berühmt; ein andres zeigt eine Bacchantin, wieder ein andres Merkur vor Argos und Io. Zu den vorzüglichern

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0411.jpg&oldid=- (Version vom 9.7.2021)