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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

viel für die Heilung der Krankheit zu erwarten sein. Auch von der Anwendung des galvanischen Stroms auf den kranken Hüftnerv hat man häufig den besten Erfolg gesehen. Eine neue Art der Behandlung datiert seit Einführung der Nervendehnung durch Nußbaum (1880), welche anfänglich glänzende Erfolge gerade bei dem H. aufzuweisen hatte, seitdem aber wieder verlassen ist.

Hug, 1) Johann Leonhard, namhafter kathol. Theolog, geb. 1765 zu Konstanz, erhielt 1789 die Priesterweihe und wurde 1791 als Professor der Theologie nach Freiburg berufen, wo er 11. März 1846 starb. Unter seinen zahlreichen Schriften erwarb sich bleibenden Wert seine „Einleitung in die Schriften des Neuen Testaments“ (Stuttg. 1808; 4. Aufl. 1847, 2 Bde.). Mit Hirscher u. a. gab er die „Zeitschrift für Theologie“ (Freiburg 1839–42, 8 Bde.) heraus.

2) Arnold, namhafter Philolog, geb. 26. Mai 1832 zu Buch am Irchel im Kanton Zürich, vorgebildet zu Zürich, studierte seit 1850 dort und in Bonn, wurde 1855 Hilfslehrer in Stettin, 1856 Lehrer, später Prorektor am Gymnasium in Winterthur (bis 1869), daneben 1866 Privatdozent in Zürich und 1869 ordentlicher Professor der klassischen Philologie daselbst. H. machte sich besonders verdient durch seine Ausgaben des Äneas Tacticus (Leipz. 1874), von Platons „Symposion“ mit Anmerkungen (2. Aufl., das. 1884) und von Xenophons „Anabasis“ (das. 1878; dazu „Commentatio de Xenophontis Anabaseos codice C“, das. 1878) und „Kyropädie“ (das. 1883). Außerdem veröffentlichte er: „Äneas von Stymphalos, ein arkadischer Schriftsteller aus klassischer Zeit“ (Zürich 1878) und „Studien aus dem klassischen Altertum“ (Freiburg 1881, Heft 1).

Hüg., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für K. Al. Ans. v. Hügel (s. d.).

Hugdietrich, Held einer deutschen Dichtung des 13. Jahrh., die gleichsam die Einleitung zum Wolfdietrich (s. d.) bildet. H., aus Konstantinopel stammend, gewinnt, als Mädchen verkleidet, unter dem Namen Hildegunt die Tochter des Königs Walgunt von Salneck, Hildburg, und zeugt mit ihr einen Sohn, der ausgesetzt und von Wölfen aufgezogen, von einem Jäger wieder aufgefunden und Wolfdietrich genannt wird. Walgunt willigt in die Ehe mit H., der Weib und Kind in seine Heimat führt. Eine spätere Fortsetzung erzählt, wie H., nachdem er 15 Jahre vermählt ist, von Olfan von Babilonie mit Krieg überzogen wird, wie Kaiser Ortnit den Zins von H. verlangt, und führt die Geschichte bis zu Hugdietrichs Tode. Das Gedicht in der ältern Gestalt ist in Haupts „Zeitschrift für deutsches Altertum“ (Bd. 5) gedruckt; die erweiterte Dichtung gab Öchsle (Stuttg. 1834) heraus. Eine wahrhaft dichterische Erneuerung der Sage lieferte W. Hertz in „Hugdietrichs Brautfahrt“ (Stuttg. 1863).

Hügel, s. Berg, S. 718.

Hügel, 1) Ernst Eugen, Freiherr von, württemberg. General, geb. 26. März 1774 zu Ludwigsburg, Sohn des württembergischen Generalfeldzeugmeisters Joh. Andreas v. H. (geb. 1734, gest. 1807), dessen Humanität der Dichter Schubart in seinen „Gedichten aus dem Kerker“ ein ehrendes Denkmal gesetzt hat, trat 1785 als Fähnrich in das Regiment seines Vaters, nahm als Leutnant, seit 1793 als Oberleutnant an den Feldzügen von 1792 bis 1800 teil und stieg bis zum Hauptmann, 1806 zum Major. Als Militärkommissar in das französische Hauptquartier beordert, wohnte er den Schlachten bei Eylau und Friedland sowie im Feldzug von 1809, ebenfalls im Hauptquartier Napoleons, den Schlachten bei Eggmühl, Aspern und Wagram bei und wurde zum Generalmajor ernannt. An dem Zug nach Rußland nahm er als Kommandeur einer Infanteriebrigade teil und zeichnete sich in den Schlachten bei Smolensk und Mosaisk rühmlich aus. Gesundheitsrücksichten nötigten ihn, im August 1813 seinen Abschied zu nehmen; doch trat er schon 1815 wieder in den aktiven Dienst, wurde in das Hauptquartier Wellingtons beordert, machte die Schlacht bei Waterloo mit, war dann württembergischer Bevollmächtiger bei den Friedensverhandlungen in Paris, wurde nach seiner Rückkehr zum Generalleutnant und Vizepräsidenten des Kriegsdepartements und 1817 zum Präsidenten des Kriegsministeriums ernannt. Als solcher hatte er wesentlichen Anteil an der neuen Organisation des württembergischen Armeekorps. 1820 ernannte ihn der König zum Mitglied der Kammer der Standesherren und 1829 zum Kriegsminister. Im September 1842 ließ er sich in den Ruhestand versetzen und zog sich später nach Kirchheim u. T. zurück, wo er 30. März 1849 starb. – Sein Sohn Karl, Freiherr von H., geb. 24. Mai 1805, war vom Oktober 1855 bis September 1864 Minister des königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten und ein eifriger Verfechter der unfruchtbaren mittelstaatlichen Politik. Er starb 29. Mai 1870 in Stuttgart.

2) Karl Alexander Anselm, Freiherr von, Reisender, geb. 25. April 1796 zu Regensburg, studierte seit 1811 in Heidelberg Rechtswissenschaft, machte dann die Feldzüge 1813–15 in der österreichischen Armee mit, nahm 1821 an dem Feldzug gegen Neapel teil und blieb in Neapel als Attaché der österreichischen Gesandtschaft bis 1824. Darauf lebte er als Privatmann zu Wien, mit naturwissenschaftlichen Studien beschäftigt, besuchte 1830 England und Frankreich und trat 1831 von Toulon aus eine größere Reise an, auf welcher er mit längerm oder kürzerm Aufenthalt Griechenland, Ägypten, Vorderasien, Nordafrika (wo er in Tripolis die Cholera überstand), Ostindien, Ceylon (wo er fünf Monate lang verweilte), Neuseeland, die Philippinen, das Kapland besuchte und von dort erst 1837 nach Europa zurückkehrte. Die reichen Sammlungen für Naturwissenschaften, Münzkunde, Ethnographie etc., welche er zurückbrachte, wurden für die kaiserlichen Kabinette und die Hofbibliothek in Wien angekauft. H. veröffentlichte über seine Reise: „Kaschmir und das Reich der Siek“ (Stuttg. 1840–48, 4 Bde.); „Das Kabul-Becken“ (Wien 1851 bis 1852, 2 Bde.) und „Der Stille Ozean und die spanischen Besitzungen im Ostindischen Archipel“ (das. 1860). Er lebte seit seiner Rückkehr zu Hietzing bei Wien, machte 1849 den italienischen Feldzug unter Radetzky mit, war 1850–59 österreichischer Gesandter in Florenz, 1860–69 in Brüssel. Dann in Ruhestand tretend, lebte er meist in England und starb 2. Juni 1870 in Brüssel.

Hügelgräber, s. Gräber, prähistorische.

Hugenotten (franz. Huguenots), Benennung der franz. Protestanten, welche aus Genf stammte, wo im Kampf mit Savoyen die freiheitlich gesinnte, der Reformation zugethane Partei sich Eidgenossen oder Huguenots (nach ihrem Haupte, dem Bürger Hugues) benannte; der Name ging sodann, anfangs (1560) als Spottname der Gegner, auf die französischen Protestanten über, welche die Reformation von Genf empfingen. Schon sehr früh gab es in Frankreich Anhänger Luthers. Lefèvre, Briçonnet, Farel, Roussel verbreiteten protestantische Lehren; es entstanden

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 766. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0766.jpg&oldid=- (Version vom 12.7.2021)