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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

Tony Johannots („Don Quichotte“ etc.), Grandvilles u. a. in Frankreich, die Zeichner des Londoner „Punch“ etc. wurde dieser Bewegung wieder eine künstlerische Richtung gegeben (s. Holzschneidekunst). Seit der Mitte der 40er Jahre hat durch die Gründung großer und kleiner illustrierter Wochenblätter an allen Orten und durch die Bildung von Holzschnittschulen in allen Kunststädten das Illustrationswesen eine ungeheure Ausdehnung gewonnen, welche buchhändlerische Spekulation ins Krankhafte gesteigert hat, so daß die I. nicht mehr zur Erläuterung des Textes dient, sondern der Endzweck geworden ist. Die illustrierten Zeitungen und die sogen. „Prachtwerke“ leiten uns allmählich wieder zu dem Ausgangspunkt zurück, indem sie das Bild zur Hauptsache machen, welches ohne Gefahr von dem „begleitenden“ Text ganz losgelöst werden kann, und daß sie vielfach, anstatt das geschriebene Wort zu verdeutlichen und zu versinnlichen, der müßigen, gedankenlosen Schaulust Vorschub leisten. Die namhaftesten illustrierten Zeitungen Deutschlands sind: die von J. J. Weber in Leipzig begründete „Illustrierte Zeitung“[WS 1] (seit 1843), die „Fliegenden Blätter“[WS 2] (Münch., Braun u. Schneider, seit 1845), „Die Gartenlaube“[WS 3] (Leipz., von E. Keil begründet, seit 1853), „Über Land und Meer“[WS 4] (Stuttg., 1858 von E. Hallberger begründet), „Daheim“[WS 5] (Leipz., seit 1864 von Velhagen u. Klasing hrsg.), „Schorers Familienblatt“[WS 6] (Berl., seit 1880), die Wiener „Deutsche illustrierte Zeitung“ (seit 1873), die Berliner „Deutsche illustrierte Zeitung“ (seit 1880); daneben „Westermanns Illustrierte deutsche Monatshefte“[WS 7] (Braunschw., seit 1856) und Speemanns Monatsschrift „Vom Fels zum Meer“[WS 8] (Stuttg., seit 1881). Vgl. Jackson, The pictorial press, its origin and progress (Lond. 1884).

Illustrieren (lat.), ins Licht setzen; durch Bilder erläutern (vgl. Illustration); verherrlichen, berühmt machen; Illustrator, Erleuchter, Erläuterer, Verherrlicher, auch Zeichner von Illustrationen.

Illustris (lat.), glänzend, berühmt, erlaucht, bei den Römern Ehrentitel der Ritter (equites); dann seit Konstantin d. Gr. Anrede, welche den römischen Senatoren und Magistraten im Sinn von „erlauchter Herr“ gegeben wurde. Seit Karl d. Gr. Titel der Herzöge und Grafen, auch der Bischöfe. Auch Gelehrte und Professoren pflegten sich die Bezeichnung, meist im Superlativ (vir illustrissimus: „hochberühmter Herr“), untereinander beizulegen.

Illy, Plateau von, eine Bodenerhebung in der Nähe des Dorfs I., nördlich bei Sedan, ist dadurch berühmt geworden, daß es den eigentlichen Entscheidungspunkt in der Schlacht bei Sedan bildete. Als sich hier der deutsche linke und rechte Flügel zusammenschlossen und das Plateau eroberten, war der Ring um die französische Armee vollendet (s. Sedan).

Illȳrien (griech. Illyris), im Altertum unbestimmte Bezeichnung aller östlich von Italien und Noricum sowie westlich von Makedonien und Thrakien bis an den Ister hinauf gelegenen Länder; im engern Sinn seit dem 4. Jahrh. ein Reich der Autariaten und Ardiäer nördlich von Epirus; dann seit 168 v. Chr., unter dem Namen Illyricum, administrative Benennung des Küstenlandes am Adriatischen Meer von Istria an bis an den Drilon (Drin) und im Innern bis an den Savus (Sau) und Drinus (Drina), ein zum größten Teil von rauhen Gebirgszügen erfülltes Land, das sich im ganzen mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau eignete, aber reiche Goldgruben enthielt. Es entsprach ungefähr dem heutigen Bosnien und Dalmatien. Das Land hatte seinen Namen von dem Volk der Illyrier, die, aus zahlreichen Stämmen bestehend, mit den Thrakern wahrscheinlich einen eignen Zweig des indogermanischen Völker- und Sprachstammes bildeten. Die verschiedenen Namen dieser Stämme sind: Dassariten, Piruster, Penester, Albaner, Parthiner, Taulantier, Buliner und Abanten. Sie waren übrigens mit Griechen, Phönikern, Kelten und Siziliern vermischt, standen in dem Ruf der Seeräuberei und wurden von Häuptlingen regiert. Ihre Zerrissenheit verhinderte die Entwickelung eines selbständigen Staatslebens. Ein Häuptling, Bardylis, machte gegen 385 v. Chr. den makedonischen König Amyntas II. tributpflichtig und eroberte ein Stück von dessen Gebiet. Auch König Perdikkas von Makedonien mußte die Übermacht der Illyrier empfinden und fiel selbst 359 in einem Kampf gegen sie. Glücklicher war der König Philipp II., welcher nicht bloß das Entrissene wieder zu Makedonien schlug, sondern auch Teile von I. selbst abhängig machte. Alexander d. Gr. unterwarf 335 den Sohn des Bardylis, Kleitos, bei Pelion. Philipp III. jedoch gebot über ganz I. Später nahm Pyrrhos von Epirus den von den Makedoniern verschont gebliebenen Teil Illyriens, oberhalb Montenegros, weg, und erst Agron, der auch in heftige Händel mit den Römern geriet, gewann ihn wieder. Seine Gemahlin Teuta führte nach seinem Tode die Herrschaft mit Erfolg weiter; allein die Kühnheit der illyrischen Korsaren und die Hilfsgesuche der Apolloniaten und Issäer nötigten den römischen Senat, Gesandte an Teutas Hof zu schicken, welche bei der Heimkehr ermordet wurden. So entstand der Illyrische Krieg, auch Seeräuberkrieg genannt. Die römischen Konsuln Gnäus Fulvius Centumalus und L. Posthumius Albinus nahmen, durch den Abfall der Unterthanen Teutas unterstützt, 229 die illyrische Küste weg und, da der Statthalter von Pharos, Demetrius, gleichfalls von jener abfiel, auch die Insel Korkyra. Teuta sah sich daher gezwungen, in dem Friedensvertrag von 228 eine große Strecke des Küstengebiets an die Römer abzutreten und einen Tribut zu bewilligen. Nach ihrem Tod machte ihr unter der Vormundschaft des Demetrius stehender Sohn Pineus vergebliche Versuche, ganz I. zu einem Feldzug gegen Rom zu bewegen; er wurde geschlagen und teilte hierin das Schicksal einiger seiner Nachfolger, die sich ebenfalls gegen das Joch der Römer erfolglos auflehnten, z. B. des Genthius, der ein Bündnis mit dem König Perseus von Makedonien geschlossen hatte, aber 168 vom römischen Prätor Lucius Anicius besiegt und nach Eroberung seiner Hauptstadt Skodra gefangen genommen wurde und den Triumph des Siegers verherrlichen helfen mußte. Nachdem auch 153 und 145 zwei Empörungen gescheitert waren, entstand 49 ein neuer Aufstand gegen die römische Herrschaft, welchen Julius Cäsar dämpfte. Endlich machten die Römer 35 I. gänzlich zu einer römischen Provinz. Von jetzt an wuchs der Wohlstand und das Ansehen Illyriens, und Schriftsteller, z. B. Appianus, und Kaiser, z. B. Valens, die geborne Illyrier waren, erwarben ihrem Vaterland Ruhm. Von 324 n. Chr. ab war I. der Name einer der vier großen Präfekturen des Reichs. Bei der Teilung unter Theodosius ward I. zum abendländischen Kaisertum geschlagen, fiel aber 476 beim Untergang des weströmischen Reichs dem byzantinischen Kaisertum zu.

Gegen 550 gründeten aus Norden einwandernde Slawen mehrere Kolonien in I., die sich schon nach kurzem vom morgenländischen Reich lossagten und eigne Reiche gründeten, neben welchen das bulgarische

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 894. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0894.jpg&oldid=- (Version vom 13.7.2021)