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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

Scaliger entstanden ist, und das von Muratori („Novus thesaurus veterum inscriptionum“, Mail. 1739–42, 4 Bde.). Streng wissenschaftliche Bearbeitung und Verwertung der I. für die Zwecke der Altertumskunde haben für die lateinischen zuerst hauptsächlich zwei Italiener angebahnt und begründet: Gaetano Marini aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. und Bartolommeo Borghesi aus dem 19. Jahrh. Für die griechischen I. wurde der eigentliche Schöpfer und Begründer der epigraphischen Disziplin August Böckh (s. d.). Auf seine Veranlassung unternahm die Berliner Akademie der Wissenschaften die Herausgabe sämtlicher griechischer I. in dem „Corpus inscriptionum graecarum“. Die Bearbeitung von Ernst Curtius und Kirchhoff, und mit dem 4. Band (Berl. 1856–59; Bd. 1 erschien 1825) war das Werk vorläufig abgeschlossen. Die darauf durch zahlreiche Ausgrabungen und Reisen erfolgte außerordentlich bedeutende Bereicherung des inschriftlichen Materials hat den Plan zu einer neuen Sammlung veranlaßt, und fürs erste ist die der attischen I. in Angriff genommen worden. Von dieser, dem „Corpus inscriptionum atticarum“, sind bis jetzt 4 Bände (bearbeitet von Kirchhoff, Köhler und Dittenberger, Berl. 1873–82) erschienen, welchen sich eine Sammlung der ältesten griechischen I. nicht attischen Fundortes: „Inscriptiones graecae antiquissimae“, von Röhl anschließt. Außerdem sind in dem großen von den Franzosen Le Bas und Waddington herausgegebenen Werk „Voyage en Grèce et en Asie Mineure“ zahlreiche griechische I. publiziert. Neben andern Inschriftwerken, in welchen der Bestand einzelner Museen niedergelegt ist, kommen für die griechischen I. noch zahlreiche Zeitschriften in Betracht, namentlich die vom kaiserlich deutschen archäologischen Institut herausgegebenen „Mitteilungen“ und das von der französischen Schule in Athen publizierte „Bulletin de correspondance hellénique“. Eine für Studienzwecke empfehlenswerte Auswahl bietet Dittenbergers „Sylloge inscriptionum graecarum“ (Leipz. 1883).

Eine allgemeine Sammlung der lateinischen I. beabsichtigte im Anfang der 40er Jahre die Pariser Akademie, doch kam der Plan nicht zur Ausführung. Aufgenommen und durchgeführt hat auch diesen Gedanken die Berliner Akademie der Wissenschaften und dem „Corpus inscriptionum graecarum“ ein „Corpus inscriptionum latinarum“ zur Seite gestellt. Die Seele dieses Unternehmens war Th. Mommsen (s. d.), welcher den Plan entworfen, die Bearbeitung geleitet und zum großen Teil selbst ausgeführt hat. Zu Grunde gelegt ist, wie bei den griechischen I., die geographische Einteilung, so daß die inschriftlichen Denkmäler einer jeden Stadt vereinigt sind. Das Werk geht in nächster Zeit seiner Vollendung entgegen. Bei dem für eine kritische Herausgabe notwendigen Prinzip, für alle noch vorhandenen Denkmäler Abschrift durch einen Sachkundigen zu erhalten, für die nicht mehr vorhandenen aber die letzten Originalabschriften aufzufinden, um danach den ursprünglichen Text wiederherzustellen, war es nötig, alle Bibliotheken zu durchsuchen und die nach Tausenden von Nummern zählende gesamte gedruckte und handschriftliche Litteratur durchzuarbeiten. Erschienen sind bis jetzt Bd. 1 (Berl. 1863), enthaltend die I. aus der Zeit der Republik, bearbeitet von Mommsen (dazu ein von Fr. Ritschl herausgegebener Tafelband, welcher die noch vorhandenen Denkmäler dieser Zeit in Faksimiles gibt); Bd. 2 (das. 1869), mit den I. von Spanien, bearbeitet von E. Hübner; Bd. 3 (das. 1873), mit den I. des Orients und der Donauprovinzen, bearbeitet von Mommsen; Bd. 4 (das. 1871), mit den Wandinschriften (Dipinti und Graffiti) von Pompeji, von K. Zangemeister; Bd. 5 (das. 1872–77, 2 Tle.), mit den I. von Oberitalien, gleichfalls von Mommsen; Bd. 6 (das. 1876 ff.), mit I. der Stadt Rom, von Henzen, de Rossi u. a.; Bd. 7 (das. 1873), mit den I. von England, von E. Hübner; Bd. 8 (das. 1881, 2 Tle.), mit den afrikanischen I., von G. Wilmanns; Bd. 9 und 10 (das. 1883), mit den I. in den süditalischen Landschaften und in Sizilien und Sardinien, wiederum von Mommsen. Der Veröffentlichung harren die Schlußbände: Bd. 11, mit den I. aus Mittelitalien, von E. Bormann; Bd. 12 u. 13, mit denen aus Frankreich und den Landschaften am Rhein, von O. Hirschfeld; Bd. 14, mit den I. der Umgegend von Rom, von H. Dessau. Für die christlichen I. der Stadt Rom tritt als Ersatz ein das besondere Werk von de Rosse (s. d.), der in einem Band bisher die zeitlich bestimmten herausgegeben hat. Ein Supplement zu dieser Sammlung der lateinischen I. bildet die „Ephemeris epigraphica“, herausgegeben von Henzen, Mommsen, de Rossi u. a. (bis jetzt 6 Bde. Berl. 1872–85). Zur Einführung in das Studium der lateinischen I. bestimmt ist die Sammlung von G. Wilmanns („Exempla inscriptionum latinarum“, Berl. 1873, 2 Bde.). Von der Akademie der Wissenschaften zu Paris herausgegeben, erscheint zur Zeit auch ein „Corpus inscriptionum semiticarum“ (Par. 1881 ff.); römische I. in Algerien gab Léon Renier heraus (das. 1886). – Über die altpersischen Keilinschriften in Asien s. Keilschrift; die hieroglyphischen I. in Ägypten s. Hieroglyphen; die etruskischen in Italien s. Etrurien.

In Schutz nehmen, s. Wechsel.

Insectivŏra (lat.), s. v. w. Insektenfresser und Insekten fressende Pflanzen.

Insekten (Kerbtiere, Kerfe, Hexapōden, Insecta, Hexapoda), die oberste Klasse der Gliederfüßler, luftatmende Tiere, deren Körper in der Regel deutlich in Kopf, Brust und Hinterleib gesondert und mit drei Bein- sowie meist auch zwei Flügelpaaren versehen ist. Der Kopf bildet, obwohl er beim Embryo aus vier Segmenten entsteht, eine ungegliederte Kapsel und trägt auf der Oberseite Augen und Fühler, auf der Unterseite die Kauwerkzeuge. Die Fühler (Fühlhörner, Antennen) sind gegliedert, aber in Form u. Größe sehr verschieden (keulig, gezahnt, gekämmt etc., s. Abbild. bei Antennen). Der Mund (Fig. 1–4) ist von den Kauwerkzeugen umgeben. Man unterscheidet die unpaare Oberlippe, welche den Mund von vorn her bedeckt, u. drei Paar seitlich bewegliche Kiefer, nämlich den rechten und den linken Oberkiefer (Mandibel), rechten und linken Unterkiefer (Maxilla) und die aus der Verschmelzung von zwei Kiefern hervorgegangene Unterlippe, welche den Mund von hinten verschließt. Die Oberkiefer sind meist sehr kräftig gebaut und haben keinen Taster, während die übrigen Kiefer je einen solchen (Kiefer-, resp. Lippentaster) tragen. Diese Grundform der Freßwerkzeuge ist jedoch nur bei den beißenden und kauenden I. (z. B. bei den Käfern) vorhanden, erleidet hingegen bei den stechenden, saugenden und leckenden mehr oder weniger große Abänderungen. So sind bei den Hautflüglern die Unterkiefer sowie die Unterlippe zum Auflecken von Flüssigkeiten stark verlängert; bei den Schmetterlingen legen sich die Unterkiefer zu einem Rüssel zusammen, während die übrigen Teile fast ganz verkümmern; bei den Zwei- und Halbflüglern sind die Kiefer meist zu Stechorganen, die Unterlippe dagegen zu

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 975. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0975.jpg&oldid=- (Version vom 7.4.2021)