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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

bei der Ausfuhr auf 361 Mill. Rupien; auf K. entfallen von dem gesamten auswärtigen Handel Indiens 38,5, vom Binnenhandel 15,4 Proz.

Kalkuttahanf, s. v. w. Jute.

Kalkwasser, s. Kalk, S. 402.

Kalkziegel (Kalksandziegel), s. Steine, künstliche.

Kalkziegelbau, s. Pisee.

Kállay, Benjamin von, österreich. Staatsmann, geb. 22. Dez. 1839 aus einem ungarischen Adelsgeschlecht, studierte die Rechte, lernte Russisch, Serbisch, Rumänisch und Türkisch und bereiste darauf Rußland, die europäische Türkei und Kleinasien. Nach seiner Rückkehr in die Heimat trat er in den diplomatischen Dienst der Monarchie und ward 1869 zum Generalkonsul in Belgrad ernannt. Er bekleidete diesen Posten bis 1875 und hatte hier Gelegenheit, die Verhältnisse des Orients noch gründlicher kennen zu lernen. Auch schrieb er in jener Zeit eine treffliche „Geschichte der Serben“ (1877; deutsch von Schwicker, Pest 1878, Bd. 1). Nach seinem Rücktritt gehörte er mehrere Jahre dem ungarischen Abgeordnetenhaus als konservatives Mitglied an; er vertrat hier schon 1876 eine energische austro-slawische Orientpolitik. Als Andrássy das Ministerium des Auswärtigen 1879 niederlegte und der des Ungarischen nicht kundige Haymerle sein Nachfolger wurde, ward K. zum ersten Sektionschef des Ministeriums des Äußern ernannt, um dasselbe vor der ungarischen Delegation zu vertreten. Auch leitete K. dasselbe interimistisch nach Haymerles Tod (1881) bis zu Kalnokys Ernennung. Nach Szlávys Entlassung ward K. 4. Juni 1882 zum Reichsfinanzminister ernannt und widmete sich besonders und mit Erfolg der Verwaltung der okkupierten Provinzen Bosnien und Herzegowina.

Kalle (jüd.-deutsch, hebr. Kallah), Braut.

Kallenberg, Lustschloß und gewöhnlicher Wohnsitz des Herzogs von Koburg, auf einer freien Bergkuppe nordwestlich von der Stadt Koburg, 475 m ü. M. gelegen. Im 12. Jahrh. der Stammsitz einer angesehenen Ritterfamilie, wurde die alte Feste durch den Herzog Ernst I. von Koburg nach dem Plan Heideloffs restauriert und durch den Herzog Ernst II. erweitert und verschönert. Dabei eine elegante, nach englischen Vorbildern eingerichtete Musterfarm.

Kalli… (griech.), in zusammengesetzten Wörtern, s. v. w. schön, wohl, edel.

Kallies, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Köslin, Kreis Dramburg, an drei kleinen Seen, hat ein Amtsgericht, Tuchfabrikation und (1885) 3507 meist evang. Einwohner. In der Nähe das Schloß K. mit Kartoffelstärkefabrikation und das Dorf Kietz mit einer Dampfschneidemühle und Wollspinnerei.

Kalligraphīe (griech.), Schönschreibekunst; Kalligraph, Schönschreiber; s. Schreibekunst.

Kallikrătes, griech. Baumeister des 5. Jahrh. v. Chr., der in Gemeinschaft mit Iktinos den Parthenon auf der Akropolis zu Athen erbaute (s. Athen, S. 995).

Kallikratĭdas, einer der tüchtigsten spartan. Feldherren, folgte 406 v. Chr., noch sehr jung, dem Lysandros, der ihm aus Eifersucht viel Schwierigkeiten verursachte, im Oberbefehl über die Flotte, eroberte Methymna auf Lesbos, nahm dem athenischen Flottenführer Konon 30 Schiffe ab und schloß diesen mit dem Reste der Flotte bei Mytilene ein. Eine neue athenische Flotte von 150 Schiffen gedachte K. zwischen Lesbos und dem Festland des Nachts mit seinen 120 Schiffen zu überfallen, wurde aber durch einen Sturm verhindert. Am folgenden Morgen segelten ihm die Athener selbst zum Kampf entgegen, und K. nahm die gebotene Schlacht bei den Arginusen an. Lange schwankte der Sieg, bis K. beim Anprallen seines Schiffs an ein feindliches über Bord stürzte und ertrank (406); bald befand sich die ganze peloponnesische Flotte auf wilder Flucht.

Kallilogīe (griech.), Schönredekunst, Beredsamkeit.

Kallimăchos, 1) tapferer Athener aus Aphidna, stimmte als Polemarch des Jahrs 490 v. Chr. in der schwankenden Beratung der Heerführer, ob auf dem marathonischen Gefilde die Schlacht gegen die Perser geliefert werden sollte, mit Miltiades für den Angriff und fiel beim Kampf um die persischen Schiffe.

2) Griech. Dichter und Grammatiker, Sohn des Battos, aus dem edlen Geschlecht der Battiaden zu Kyrene, hielt anfangs eine Schule zu Eleusis, einer Vorstadt von Alexandria, bis er von Ptolemäos Philadelphos an das Museum von Alexandria berufen und um 260 v. Chr. zum Vorsteher der Bibliothek ernannt wurde, die er bis zu seinem Tod, um 240, verwaltete, und um deren Sichtung und Katalogisierung er sich die größten Verdienste erwarb. Durch seine nach Fächern und in diesen chronologisch geordneten Verzeichnisse (pinăkes) der alexandrinischen Bücherschätze in 120 Büchern legte er zugleich den Grund zu der griechischen Litteraturgeschichte. Im ganzen wurden ihm 800 prosaische und poetische Schriften des verschiedenartigsten Inhalts beigelegt. Vollständig erhalten haben sich nur 6 Hymnen und 64 Epigramme. In letztern und den verlornen Elegien, die namentlich von den Römern sehr hochgehalten und nachgeahmt wurden, wie von Catull, Properz und Ovid, bestand seine Hauptstärke. Wie die erhaltenen Überreste zeigen, waren die Elemente seiner Poesie Kunst und Gelehrsamkeit, nicht eigentliche poetische Begabung. Besondere Erwähnung mögen von seinen Dichtungen noch finden die „Aitia“, eine Sammlung von Elegien in 4 Büchern, welche die Ursprungssagen von Städten, Kulten u. a. mit großer Gelehrsamkeit behandelten, und das vielgelesene Epos „Hekale“. Beste Ausgabe der gesamten Überreste von O. Schneider (Leipz. 1870–73, 2 Bde.), der Hymnen und Epigramme von Meineke (Berl. 1861) und Wilamowitz (das. 1882); Übersetzung der Hymnen von Schwenk (Stuttg. 1833), Weber (in „Elegische Dichter“, Frankf. 1826). Vgl. Lincke, De Callimachi vita et scriptis (Halle 1862).

3) Griech. Bildhauer, zu Athen um die 89.–94. Olympiade (424–404 v. Chr.) thätig. Man nennt von ihm: tanzende Spartanerinnen; eine sitzende Hera zu Platää; die goldene Lampe, welche Tag u. Nacht im Erechtheion zu Athen brannte (das archaistische Relief im kapitolinischen Museum, das von einem K. herrührt, gehört in die römische Zeit). K. kann zwar nicht, wie berichtet wurde, die Kunst, den Marmor zu bohren, erfunden haben, scheint aber doch eine wesentliche Vervollkommnung dieser Technik erreicht zu haben. K. war nie mit seinen Arbeiten zufrieden, sondern feilte und besserte endlos an denselben herum, daher er auch den Beinamen Katatexitechnos erhielt. Vitruv schreibt ihm die Erfindung des korinthischen Kapitäls und der korinthischen Säulenordnung zu. Nach Plinius wäre er auch als Maler thätig gewesen.

Kallīnos, aus Ephesos, Schöpfer der griechisch-politischen Elegie, lebte um 700 v. Chr., zu einer Zeit, wo die kleinasiatischen Griechen vielfach von den Lydiern bedrängt wurden. In dem einzigen von ihm, wiewohl nicht vollständig, erhaltenen Gedicht spornt er seine erschlafften Landsleute in einfacher, männlicher Weise zu heldenmütigem Kampf an (gedruckt

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0407.jpg&oldid=- (Version vom 22.7.2021)