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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

Namen Großvatertanz hat der K. von den Textworten, die man zu der altertümlichen Musik sang: „Und als der Großvater die Großmutter nahm etc.“

Kehrein, Joseph, kath. Schulmann und Schriftsteller, geb. 20. Okt. 1808 zu Heidesheim in Hessen, studierte zu Gießen Philologie, wurde 1835 Hilfslehrer am Gymnasium zu Darmstadt, 1839 Gymnasiallehrer zu Mainz, 1845 Prorektor und 1846 Professor am Gymnasium zu Hadamar, 1855 Direktor des Schullehrerseminars zu Montabaur, wo er 26. März 1876 starb. Er veröffentlichte: „Szenen aus dem Nibelungenlied“ (mit Wörterbuch, Wiesb. 1846); „Die weltliche Beredsamkeit der Deutschen“ (Mainz 1846); „Überblick der deutschen Mythologie“ (ein Auszug aus Grimms „Mythologie“, Götting. 1848); „Proben der deutschen Poesie und Prosa“ (Jena 1849–50, 2 Bde.); „Grammatik der neuhochdeutschen Sprache“ (Leipz. 1842–52, 2 Bde.); „Grammatik der deutschen Sprache des 15.–17. Jahrhunderts“ (2. Ausg., das. 1863); „Deutsches Lesebuch“ (8. Aufl., das. 1886); „Kommentar zum deutschen Lesebuch“ (6. Aufl., das. 1886); „Entwürfe zu deutschen Aufsätzen und Reden“ (7. Aufl., Paderb. 1882); „Zur Geschichte der deutschen Bibelübersetzung vor Luther“ (Stuttg. 1851); „Onomatisches Wörterbuch“ (2. Ausg., Wiesbad. 1860, 2 Bde.); „Volkssprache und Volkssitte im Herzogtum Nassau“ (Weilb. 1860–64, 3 Bde.); „Biographisch-litterarisches Lexikon der katholisch-deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts“ (Würzb. 1871); „Wörterbuch der Weidmannssprache“ (Wiesbad. 1871); „Schulreden“ (1875); „Handbuch der Erziehung und des Unterrichts“ (Paderb. 1876, 6. Aufl. 1886); „Überblick der Geschichte der Erziehung etc.“ (8. Aufl., das. 1887); „Fremdwörterbuch mit etymologischen Erklärungen und Belegen“ (Stuttg. 1877) u. a. Auch gab er heraus: „Katholische Kirchenlieder, Hymnen und Psalmen“ (Würzb. 1859–65, 4 Bde.); „Lateinische Sequenzen des Mittelalters“ (Mainz 1873) und „Blumenlese aus katholischen Dichtern des 19. Jahrhunderts“ (Aach. 1876).

Kehren, Joseph, Maler, geb. 30. Mai 1817 zu Hülchrath, bezog 1834 die Düsseldorfer Akademie und stellte 1839 sein erstes Bild: die heil. Agnes (Altarbild in einer Schloßkapelle des Grafen Trips), aus. Auch malte er eine beträchtliche Anzahl von Kirchenfahnen und unterstützte befreundete Künstler bei der Ausführung von Freskogemälden, besonders Alfred Rethel bei den Freskomalereien aus der Geschichte Karls d. Gr. im Rathaussaal zu Aachen. Als Rethel in eine unheilbare Krankheit verfiel, erhielt K. den Auftrag zur Vollendung des Werkes. Nach den Entwürfen Rethels malte er die Taufe Wittekinds, die Kaiserkrönung Karls d. Gr. durch Leo III., die Erbauung des Aachener Doms und die Ernennung Ludwigs des Frommen zum Nachfolger Karls. Nach Beendigung jener Fresken (1862) kehrte er nach Düsseldorf zurück und malte im Auftrag des Kultusministeriums ein großes Bild: Justitia, nach einem kleinen Ölbild Rethels für den Schwurgerichtssaal zu Marienwerder. Bei dem Brande des Düsseldorfer Akademiegebäudes 19. März 1872 ging Kehrens Atelier mit sämtlichen Studien und mehreren angefangenen Bildern zu Grunde. 1874 erhielt er von der preußischen Regierung den Auftrag, mit dem Historienmaler Commans u. P. Janssen die Aula des Lehrerseminars in Mörs mit Fresken zu schmücken, die in einem großen Fries die ganze Geschichte von Erschaffung der Welt bis zur Kaiserkrönung Wilhelms I. in Versailles zur Anschauung bringen. Von sonstigen Werken Kehrens sind noch hervorzuheben: Maria mit dem Christuskind (1842, für die Kirche in Wevelinghofen), Lorelei (1847), Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen (1849), Christus am Kreuz mit Magdalena (gestochen von Barthelmeß), die schmerzhafte Mutter (1872), Saulus an der Leiche des Stephanus (1873, großer Karton). Kehrens Auffassung war ernst, voll Kraft, Geist und Leben. In dem Streben nach scharfer Charakteristik nahm sein Stil eine gewisse Herbheit an. Er starb 12. Mai 1880 in Düsseldorf.

Kehrherd, s. Aufbereitung.

Kehrmaschine, s. Straßenreinigungsmaschine.

Kehrmünzen, Schaumünzen, die verschiedene Figuren zeigen, je nachdem man sie kehrt, z. B. einen Papst, umgekehrt einen Teufelskopf, von 1549.

Kehrrad, ein oberschlächtiges Wasserrad, welches an der einen Hälfte seiner Peripherie eine der der andern Hälfte entgegengesetzte Schaufelstellung hat. Je nachdem man nun Wasser aus einem Gerinne (Fluder) auf die eine oder die andre Hälfte des Rades durch Aufziehen eines Schützen (Geschützes) fließen läßt, läuft das Rad rück- oder vorwärts, eine Bewegung, welche vorzugsweise bei den Fördermaschinen für Gruben vorkam. K. heißt auch jede andre Vorrichtung zur Hervorbringung von Kehrbewegungen. Befindet sich z. B. auf einer gleichförmig gedrehten Welle ein Kegelrad, welches nur zur Hälfte verzahnt ist, und greift dies in zwei andre, ebenfalls nur zur Hälfte verzahnte Kegelräder, die sich auf einer zur erstern rechtwinkelig gelagerten Welle befinden, so erhält diese letztere eine hin- und hergehende Bewegung.

Kehrsalz, unreines, in den Salinen zusammengekehrtes Kochsalz, wird als Gewerbe- oder Viehsalz verwertet oder wieder aufgelöst.

Kei, Fluß, s. Kai.

Kei, Inselgruppe im Indischen Archipel, westlich von den Aruinseln, wird zu den Molukken gerechnet und enthält zwei größere Inseln, Großkei (Jut) im O. und Kleinkei (Nuhuroa), die erste bergig, hoch und schön bewaldet, die andre flach, aber beide fruchtbar, und mehrere kleinere, von denen K.-Dulan die bedeutendste. Das Gesamtareal beträgt 1211 qkm (22 QM.) mit 21,000 Einw. (Malaien und Alfuren), wovon 15,000 auf Großkei wohnen. Flüchtlinge aus Banda haben den Islam eingeführt, doch sind die Mehrzahl der Einwohner noch immer Heiden. Sie stehen dem Namen nach unter niederländischer Herrschaft (Residentschaft Amboina), sehen sich aber für unabhängig an; sie sind vorzugsweise im Schiffbau geschickt und die von ihnen hergestellten Boote im ganzen Archipel berühmt. Haupthandelsplatz ist Dula auf der Westküste von K.-Dulan.

Keighley (spr. kihlĭ), Stadt in Yorkshire (England), im tiefen Thal des Aire, mit Kammgarn- und Baumwollspinnereien und -Webereien, Maschinenbau, Fabrikation von Werkzeugen und (1881) 25,245 Einw.

Keil, in der Mechanik jedes dreiseitige Prisma, welches mit einer seiner Kanten zwischen zwei Hindernisse dringt, um diese mittels der Seitendrucke durch Anwendung einer Kraft auf die dritte Seite voneinander zu entfernen. Die Kante, welche sich zwischen die Hindernisse einsenkt, heißt die Schneide oder Schärfe, die entgegenstehende Seite der Rücken oder Kopf; die Flächen, welche die Schneide bilden, sind die Seiten des Keils. Die Wirkung des Keils läßt sich auf die Wirkung der schiefen Ebene zurückführen. Versucht man einen K. zwischen zwei Rollen hindurchzuziehen, von denen die untere fest liegt, während die obere beweglich ist, so kann man mit einer geringen Kraft eine verhältnismäßig große Last, welche auf die obere Rolle drückt, heben, und zwar

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 656. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0656.jpg&oldid=- (Version vom 21.4.2023)