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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

und geoplastischen Studien und unternahm eine Darstellung der Tauernkette, die in drei Sektionen (im Maßstab 1:48,000) die Gegend von Vieschbachhorn bis zum Gailthal, ein Gebiet von 1320 qkm (24 QM.), umfaßt und auf weit über 300 eignen Höhenmessungen beruht. Die ausgezeichnete Arbeit wurde später noch durch die Gegend von Berchtesgaden und andre Partien zu einem großartigen Reliefbild des halben Salzburger Landes in zehn Sektionen erweitert und erschien in zweifacher Bearbeitung, einer topographisch ausgearbeiteten und einer geologisch kolorierten. Spätere Werke von K. sind das Relief des Schneebergs in Niederösterreich und das des Untersbergs. Er starb Anfang 1876 zu Marburg in Steiermark.

5) Robert, Schriftsteller, geb. 22. Aug. 1826 zu Weimar, studierte Rechtswissenschaft in Jena und lebt als Rechtsanwalt in seiner Vaterstadt. Die Goethe-Forschung verdankt K. einige wertvolle Beiträge, besonders in den selbständig erschienenen Schriften: „Frau Rath. Briefwechsel von Katharina Elisabeth Goethe“ (Leipz. 1871); „Vor hundert Jahren“ (Bd. 1: „Goethes Tagebuch“; Bd. 2: „Corona Schröter“, 1875). Gemeinschaftlich mit seinem Bruder Richard K. (geb. 17. Juni 1828 zu Weimar, gest. 7. Febr. 1880 daselbst als Rat bei der Generalkommission für Ablösungen und Separationen) veröffentlichte er: „Geschichte des jenaischen Studentenlebens“ (Leipz. 1858); „Die Gründung der deutschen Burschenschaft in Jena“ (Jena 1865, 2. Aufl. 1883); „Die burschenschaftlichen Wartburgfeste von 1817 und 1867“ (das. 1868); „Deutsche Studentenlieder des 17. und 18. Jahrhunderts“ (Lahr 1861); „Goethe, Weimar und Jena 1806“, nach Goethes Privatakten (das. 1882). Außerdem sind Robert Keils „Rechtskatechismus für das deutsche Volk“ (Leipz. 1856), die mit Rehbein verfaßte Biographie Ernst Moritz Arndts (das. 1861) sowie die Schriften „Wieland und Reinhold, Originalmitteilungen“ (das. 1885) und „Das Goethe-Nationalmuseum in Weimar“ (Weim. 1886) zu erwähnen.

6) Karl, Bildhauer, geb. 31. Mai 1838 zu Wiesbaden, begann seine künstlerische Ausbildung unter dem Hofbildhauer Hopfgarten in Biebrich, wurde 1857 in Berlin Schüler Drakes, machte 1861 eine Studienreise nach Antwerpen und in den folgenden Jahren nach Kopenhagen und Paris. Seine ersten selbständigen Arbeiten waren das für den Palast des Grafen von Waldersdorf in Wiesbaden gefertigte Wappen mit zwei Löwen in Sandstein und die Reliefs der vier Jahreszeiten für einen Speisesaal. 1865 beauftragte ihn der Erzherzog Stephan von Österreich mit der Ausführung von zwei kolossalen Herolden als Fackelträgern am Hauptportal des Schlosses Schaumburg a. d. Lahn. Keils weitere Arbeiten sind: die 1869 modellierte Büste des Kaisers Wilhelm an der Fassade der Wilhelmsheilanstalt in Wiesbaden, das 12 m lange Relief an der Westseite des Siegesdenkmals in Berlin (1871) mit der Darstellung des Feldzugs gegen Frankreich, das eherne Kriegerdenkmal in Bremen (1875), die kolossale Bronzestatue[WS 1] des Kaisers Wilhelm in einer der Nischen des Hauptportals des Berliner Rathauses und 1880 die Bronzestatue des Feldmarschalls Wrangel für Berlin. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Begabung liegt in der Porträtplastik, in welcher er Schärfe und Energie des Ausdrucks mit vornehmer Formengebung verbindet. Seine Büsten des deutschen Kaisers und des deutschen Kronprinzen sind besonders geschätzt. Er ist königlicher Professor.

Keilbein, s. Schädel und Fuß.

Keilberg, der höchste Gipfel des Erzgebirges, südsüdöstlich von Oberwiesenthal auf der sächsisch-böhmischen Grenze gelegen, 1235 m hoch, mit Aussichtsturm.

Keilblatt, s. Lykopodiaceen.

Keiler, s. v. w. Eber, das männliche Wildschwein.

Keilhau, Dorf im schwarzburg-rudolstädt. Amt Rudolstadt, in einem eng umschlossenen Waldthal, am Schaalbach, hat (1885) 151 evang. Einwohner und ist bekannt durch die von Fr. Fröbel 1817 begründete Erziehungs- und Unterrichtsanstalt.

Keilhau, Balthasar Matthias, Geolog, geb. 2. Nov. 1797 zu Birid in Norwegen, studierte zu Christiania und im Ausland und ward 1826 Lehrer der Bergwissenschaften an der Universität Christiania. Als Resultat geologischer Exkursionen in die weniger erforschten Gegenden Norwegens erschien von ihm im Verein mit andern ein geognostisches Werk in deutscher Sprache: „Gaea norvegica“, mit Karten in drei Heften 1838–50. Im J. 1834 ward K. zum Professor der Mineralogie, 1837 zum Mitglied der Berggesetzgebungskommission, 1840 zum Mitglied der Direktion der königlichen Zeichen- und Kunstschule zu Christiania ernannt. Er starb daselbst 1. Jan. 1858. K. schrieb noch: „Reise i Ost- og Vest-Finmarken samt til Beeren-Eiland og Spitsbergen i 1827 og 1828“ und eine Selbstbiographie in deutscher Sprache (Christiania 1857).

Keilhaue, ein mit einer mehr oder weniger scharfen Spitze versehenes hakenförmiges Eisen an einem hölzernen Stil (Helm), dient beim Bergbau zum Loshacken milden Gesteins, beim Kohlenbergbau mit stark gehärteter und sehr dünner Spitze (Schram- oder Schlitzhaue), um behufs Gewinnung grober Kohlen Schrame und Schlitze in Flöze zu machen, oder mit scharfer Schneide, um die häufig unmittelbar über der Kohlenlage vorkommende dünne Lettenschicht wegzunehmen (Lettenhaue).

Keilräder, s. Friktionsräder.

Keilschrift, die keilförmigen Schriftzeichen, aus denen die in und auf den Ruinen von Persepolis, Ninive, Babylon und an andern Plätzen aufgefundenen alten Inschriften (franz. inscriptions cunéiformes, engl. cuneiform inscriptions) aus den Zeiten des assyrischen, babylonischen und persischen Reichs bestehen. Sie wurden mit einem spitzen Instrument auf Stein oder Thon eingegraben, der Thon nachher gebrannt. Je ein Laut oder eine Silbe oder auch ein Wort wird durch eine Gruppe von Keilen ausgedrückt, wobei die vertikale oder horizontale oder schiefe Stellung: , die Zusammenrückung zweier Keile zu einem Winkelhaken: und die Halbierung der Keile: die mannigfaltigsten Kombinationen ermöglichen; ein schräger Keil allein: dient zur Trennung der Wörter (vgl. unsre „Schrifttafel“). Obwohl schon im Anfang des 17. Jahrh. verschiedene Reisende die persischen Keilinschriften gesehen und darüber berichtet hatten, so hielten doch die meisten Gelehrten sie lange für bloße Steinzieraten, mit denen es nicht der Mühe wert sei, sich näher zu beschäftigen, und erst die genauen Abschriften, welche der ältere Niebuhr mitbrachte und in seinem Reisewerk (1774 bis 1778) veröffentlichte, riefen die ersten Entzifferungsversuche hervor. Deutlich konnte man auf den Inschriften von Persepolis drei verschiedene Schriftarten unterscheiden, und es war zu vermuten, daß dieselben die gleichen Texte in drei verschiedenen Sprachen enthielten. Auf die erste Gattung oder Kolumne der Keilinschriften, als auf die einfachste,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bronzestatute
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 658. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0658.jpg&oldid=- (Version vom 21.4.2023)