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schwarzen Kaffee oder Reissuppe. Wenn man ab und zu ein Ei erhalten kann, so kostet es 1 K bis 1 K 20 h. Am schwersten macht sich überall der Mangel an Brot fühlbar. Die Mannschaft bekommt nur mehr ein Viertel Brot pro Mann und Tag. Die Zivilbevölkerung überhaupt keines. Wer nicht noch Mehl hat, um selbst zu backen, kann kein Brot bekommen.

Przemysl, den 15. Februar 1915,
     am 100. Tag der 2. Belagerung.

Hier kreisen unablässig alle Gedanken um die Entsatzarmee, alles bezieht sich auf sie, wir reden, träumen, nur von ihr und alle unsere Wünsche und Gedanken klammern sich an sie!

Es sind manche dabei, die müde und stumpf geworden und das kann ihnen, weiß Gott, keiner verdenken. Seit 5 Monaten stehen sie da draußen auf der Wacht, unablässig dem Feinde gegenüber. Unablässig höchste Konzentration, Anspannung bis auf den letzten Nerv! Dabei essen sie sich nicht satt. Dazu die Kälte, die Nässe, das Wohnen in den Erdhöhlen, der Tod, der brüllend um die Festung geht. Und dabei warten sie von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Monat zu Monat — warten — warten.

Przemysl, den 17. Februar 1915,
     am 102. Tag der 2. Belagerung.

„Unsere Truppen stehen vor den Stadttoren von Czernowitz. Kolomea wurde vom Feinde geräumt."

Nachmittags noch eine Extra-Ausgabe des „Tabori Ujsag“, der ungarischen „Kriegsnachrichten“:

„Die Armee Hindenburg hat neuerdings an den masurischen Seen einen großen Sieg erfochten. Die 10. russische Armee ist aufgerieben, auf Suwalki und Augustow

Empfohlene Zitierweise:
Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)