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der Honved, die sich kämpfend zur Entsatzarmee durchschlagen sollen — sagt, daß die Festung in wenigen Tagen fallen kann. Was diesen Unglücksgerüchten noch mehr Nahrung gibt, ist, daß man heute unseren verwundeten Offizieren die Waffen abverlangt.

Tatsächlich werden überall Sanitätsabteilungen ausgerüstet und es marschieren größere Truppenformationen durch die Stadt.

Auf allen Gesichtern liegt tiefster Ernst. Und auch die, die sich, wie wir, mit aller Macht gegen die Nacht stemmen, die uns von allen Seiten umlauert, um auf uns hereinzubrechen, auch diese fühlen die Wucht einer nahen Entscheidungsstunde.

Ave Caesar, Imperator, morituti te salutant!

Die Honved sind heruntergekommen durch Entbehrungen und Überanstrengung — am Ende.

Es wird ein letzter furchtbarer Verzweiflungskampf um Sein oder Nichtsein!

Gott, Gott, Du kannst uns nicht verwerfen!

Wenn Przemysl fällt, das ist jedem von uns der Stoß ins Herz.

Przemysl, den 18. März 1915,
     am 131. Tag der 2. Belagerung.

Der Schlußakt ist gekommen. Noch wissen wir nicht, welches sein Ende sein wird.

Das Brotmehl ist ausgegangen. Die letzten Pferde gegessen. Die Mannschaft kann nur mehr auf Tage hinaus verpflegt werden. Nichts ist dem Mann notwendiger als Brot. Und das Viertel Brot, das der Mann seit Wochen täglich faßt, hält nicht den Hunger ab.

Nun hat die Besatzung die Bereitschaftsstellungen am Fortgürtel bezogen. Dort wartet man auf einen

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)