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Auch die ersten russischen Lebensmittel haben wir heute bekommen. Mittags in die Suppe russisches Dörrgemüse, das mit zur Militärausrüstung gehört. Dann sehr gute geräucherte Fischkonserven aus Kamtschatka, die auch die Mannschaft ab und zu als Nachtmahl bekommt. Hingegen steht das russische Kommißbrot und der Zwieback weit hinter der Güte des unseren zurück.

Nun kommen auch schon die ersten russischen Zeitungen. Die russische Zeitung, die in Lemberg erscheint und „Das vorkarpathische Rußland“, ein Blatt, das in Kiew herauskommt, und im besonderen die Ereignisse am galizischen Kriegsschauplatz bespricht.

Ich habe mich für den Transport der Roten-Kreuz-Schwestern gemeldet. Er soll in ungefähr 3 Wochen, nach dem Abtransport der Gefangenen und Verwundeten, weggehen und zwar über Finnland und Schweden. Eine phantastische Reise, um von Przemysl nach Wien zu gelangen! Der Transport geht unter russischem Geleitschutz, man sagt uns freie Fahrt und Verköstigung für 14 Tage zu.

Wir haben schöne, warme Tage. Das Geläute der Glocken, das während beider Belagerungen eingestellt bleiben mußte, erklingt wieder über der Stadt.


Przemysl, den 26. März 1915.

Heute wurde ein Befehl des russischen Festungskommandanten, General Artamanow, in deutscher, polnischer und russischer Sprache angeschlagen.

Der Befehl beginnt mit einer warmen Anerkennung der heldenmütigen Verteidigung der Festung, die nur durch Hunger zur Übergabe gezwungen worden.

Um diese heldenhafte Verteidigung der Festung in ehrenhaftester Weise anzuerkennen, ist den Offizieren der

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/163&oldid=- (Version vom 1.8.2018)