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Przemysl, den 8. April 1915.

Heute war ich mit meinem Mann beim russischen Bezirkshauptmann, einem Obersten. Es war nämlich von der Bezirkshauptmannschaft die Aufforderung an alle Offiziersfamilien ergangen, sich dort zu melden, um die Frage der Verproviantierung und einer eventuellen Heimreise der Offiziersfamilien nach Österreich zu ordnen.

Der Bezirkshauptmann ist ein liebenswürdiger Mensch von vornehmem Auftreten, der uns äußerst freundlich entgegenkam. Er versprach, in jeder Hinsicht für meinen Schutz zu sorgen. Da die Frage der Verköstigung hier noch immer schwierig ist, wird man den Familien der Offiziere und Unteroffiziere Proviant zur Verfügung stellen. Man war sogar so freundlich, mir für den Bedarfsfall eine Wohnung anzubieten.

Auch versprach man, meinen Wunsch, sobald als möglich nach Österreich reisen zu können, zu berücksichtigen. Sollte der Abtransport der Roten-Kreuz-Schwestern sich aus irgendeinem Grund verzögern, so wird man mir einen Paß ausstellen, mit der Erlaubnis, mich über Rußland auf neutralen Boden zu begeben. Die Offiziersfamilien bekommen auch die Bewilligung, ihr Dienstpersonal mitzunehmen.

Außerdem wurden die Wohnungen der Offiziere angemeldet und das zurückbleibende Gepäck als Offiziersgepäck bezeichnet. Das russische Festungskommando verspricht die Garantie dafür zu übernehmen.


Przemysl, den 10. April 1915.

Heute haben Emil und ich zum zweitenmal Abschied genommen. Gestern kam der Befehl, daß der unlängst verschobene Transport heute weggeht. So waren wir

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)