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Ich könnte glücklich sein und kann es nicht.

Ich bin bei dir —!

Der Zug gleitet langsam über die Brücke und bleibt auf rumänischem Boden stehen. Ein rumänischer Detektiv, Soldaten und Gendarmen kommen in den Wagen. Es wird genau aufgeschrieben, wieviel Evakuierte, wieviel Österreicher, wieviel Reichsdeutsche. Wir hatten die Absicht, nach Bukarest zu fahren, doch sagt man uns, daß es nicht gestattet ist, sondern der ganze Transport direkt an die ungarische Grenze abgeschoben wird. Auch darf während der ganzen Reise niemand den Waggon verlassen.

Wieder eine schlaflose Nacht, die man aber gern in Kauf nimmt im Bewußtsein, morgen früh auf ungarischem Boden zu stehen.

In Jassy kommen der österreichische und der deutsche Konsul und die Herren der Gesandtschaft in den Wagen. Man empfängt uns herzlich, labt uns, fragt uns nach unseren Wünschen.

Ungarn, im Mai 1915, unterwegs.

Die Heimaterde hat uns wieder! Was ist das für ein Zittern im Herzen, die erste rot-weiß-grüne Flagge, der erste Honved auf der ersten ungarischen Brücke!

Daheim bin ich wieder, du — daheim — und — daheim ohne dich —!

Ich danke dir, du Vater droben, ich danke dir, und schick ihn mir bald heim!

An der ersten ungarischen Station übernehmen uns wieder ein Detektiv, zwei Gendarmen, zwei Honveds. Diese Ehrengarde, die uns bis Wien bringen soll, überrascht einen im ersten Augenblick, wenn man mit reinem Gewissen und als gute Patriotin heimkommt. Auch das

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/195&oldid=- (Version vom 1.8.2018)