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die einen wie die anderen, tragen das Rote Kreuz am Arm. Ein paar Backfische sind auch noch da und schlendern seelenvergnügt an den jungen Leutnants vorbei.

Die Sonne lacht vom blauen Himmel. Stark und lebensprühend perlen die Töne der ungarischen Weisen. Hier und dort summt einer die Melodie mit. Die Jugend lacht, scherzt und flirtet. Offiziere begrüßen einander händeschüttelnd und bummeln in langen Reihen. Es ist ein Vergessen in aller Augen. Es ist als ob ein Alpdruck, der auf aller Brust gelegen, plötzlich in nichts zerränne.

Eine Bewegung geht durch die Menge. Offiziere und Mannschaften machen Front. Unser Festungskommandant, General v. Kusmanek, erscheint in einer Gruppe von Offizieren. Eine sehr sympathische Erscheinung. Ein intelligentes Gesicht, von harter Kriegsarbeit schmal geworden, in dem ein paar energische helle Augen stehen. Augen, die können, was sie wollen. Jeder sieht ihm heimlich nach. Jeder Mann in der Festung ist stolz auf ihn.

Die Menge flutet wieder zusammen. Eine ungarische Weise lacht und weint, sehnt und lockt und wirbelt über den Platz.

Das Leben — das schöne, frohe, starke Leben! Es ist in aller Augen und sprüht aus ihnen. Denn keiner weiß so gut, was das Leben ist, wie der, hinter dem der Tod steht.

Draußen vor den Forts liegt der Russe.

Salve auf Salve — hört ihr das harte Dröhnen seiner Faust?

Wieviel von dieser lachenden, blühenden Jugend wird wiederkommen, wenn die Honveds wieder spielen?

Wer wird fehlen —?

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)