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dasselbe sich zu erwerben. Nicht zum Beweise, sondern als Beyspiel hievon verdient der Stiftsprediger aus dem hiesigen Capuciner Kloster angeführt zu werden, ein Mann, an dem die Natur ein Meisterstück eines Capuciners gemacht zu haben scheint. Das einzige und eifrigste Geschäfft desselben ist, täglich neue Recruten zu seinem dritten Franciscus-Orden zu sammeln. Hiedurch macht er manchem Vater seine Tochter, und manchem Bürger seine rechtschaffene Dienstmagd zu einer nichtswürdigen Dirne, weil sie zu glauben verleitet werden, daß, wenn sie, bey allen ihren Ausschweifungen, nur die ihnen vorgeschriebenen Ordensgebete verrichten, sie ihre Pflichten genugsam erfüllet hätten. Um aber die heimlichen Unterredungen mit ihrem Ordensmann desto besser abwarten zu können, gehen sie aus dem Dienste, und nähren sich mit Nähen, Stricken, oder legen sich gar zur Last ihrer Mitbürger auf den Bettel. Es wird daher jedem Bürger bey uns sehr schwer, eine gute Dienstmagd zu bekommen, oder zu erhalten. Unser von seinen Untergebenen verehrter Herr Dechant würde schon längst diesem drückenden Übel vorgebeuget, und den Mönchen ihren Wirkungskreis eingeschränkt haben, wenn er nicht fürchtete, daß man dieß als einen Eingriff in die Gewissensfreyheit, und als einen unleidlichen Zwang ansehen möchte, welchen Verdacht er auf keine Weise auf sich laden will.

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Diverse: Miscellaneen in: Journal von und für Franken, Band 4. Raw, Nürnberg 1792, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Miscellaneen_(Journal_von_und_f%C3%BCr_Franken,_Band_4,_2).pdf/8&oldid=- (Version vom 12.9.2022)