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aus Schillingsfürst, der Termins halber öfters nach E. gekommen war, und dem dasigen geschickten und menschenfreundlichen Stadtchirurgus Herrn Heinrich Mayer, der der Krieserin öfters den Puls fühlte, und in der Folge öffentlich die Sache für das erklärte, was sie wirklich war, die Probe, daß die Krieserin wirklich besessen sey. Nach einigen Präliminarien führte man die Person in die Kirche und Sacristey, wo sie Amler mit einer Stole umwand, unter nervösen Flüchen und Verwünschungen des Teufels hin und her führte, und mit einer pfündigen weisen Wachskerze unter der verwahrenden Betheurung, „daß dieß Schlagen nicht die Creatur, sondern den Erbfeind des menschlichen Geschlechts angehe“ tüchtig prügelte, den Teufel aber dabey immer beschwur, die Person zu verlassen. Der Pfarrer zu E. machte unterdessen seine Exorcismos nach Anweisung der Agende, und so oft er die Person mit Weihwasser besprengte, bebte sie mit großem Geräusche davor zurück. Man legte ihr ungeweihte Ablaßpfennige (eine wirkliche Geldmünze) auf, und es hatte die nämliche Wirkung. – P. Juvenal entfernte sich inzwischen, weil er die Possen merkte, welches ihm aber Amler in der Folge als eine Zaghaftigkeit und Mißtrauen in seine eignen Kräfte auslegte. – Man bediente sich nun auch des ungeweihten Wassers, und die Folge davon war, daß die Krieserin mit weit größerem Geräusche (man hatte ihr absichtlich vor dem Gebrauche die ausserordentliche Wunderkraft desselben angepriesen) als vor dem wirklich geweihten, mit Verdrehung der Augen, mit Zähnknirschen und beständigem Abwehren mit beyden Händen zurückbebte, ohne daß jedoch Satanas sein Quartier verlassen wollte.

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 Weil nun Amler bereits zwey Wachskerzen an der Patientin zerschlagen hatte, ohne der Sache eine andere Wendung gegeben zu haben, so nahm der Caplan zu E. das Wort, faßte die Patientin bey der

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Diverse: Miscellaneen in: Journal von und für Franken, Band 6. Raw, Nürnberg 1793, Seite 636. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Miscellaneen_(Journal_von_und_f%C3%BCr_Franken,_Band_6,_5).pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)