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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

der Gelegenheit noch einen meiner goldenen Füchse zwischen dem Flechtwerk des Korbes stecken und gleich dabei ein ziemlich großes Loch im Boden. Ich wußte nicht recht was ich davon denken sollte. Ich ließ es eben gut sein; zu holen war heut doch nichts mehr.

Singend und pfeifend ließ ich mir meine Schlafkammer zeigen, und ruhiger schlief ich in meinem Leben nicht als diese Nacht.

Am andern Morgen nun, nach ernstlicher Erwägung aller Umstände, schien es mir keineswegs gerathen, mich aus der Gegend zu entfernen. Ein jeder Schritt schien zwecklos, wo nicht bedenklich. „Jag nit darnach.“ Das war für mich eben, als wenn ein Daniel mit eigenem Mund zu mir gesprochen hätte: Mein Sohn, bleib’ Er ganz ruhig sitzen im Löwen zu Rösheim; Er sieht, es ist ein braves Wirthshaus hier; thu’ Er sich etwas gütlich auf den gehabten Schreck und scheer’ Er sich den Teufel um die Sache, Er wird bald hören, was die Glocke schlägt. Ich kam dieser Weisung gewissenhaft nach. Rösheim ist ein lustiges Städtchen, es fehlte mir nie an Gesellschaft, besonders meine Wirthin war die gute Stunde selbst. So gingen drei, sechs, sieben Tage hin. Dazwischen gab es freilich auch tiefsinnige Momente und nachgerade ward mir doch die Zeit zu lang.

Ich stehe eines Nachmittags am Fenster und gräme

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_015.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)