Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 043.jpg

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noch dieß Jahr heimführt, ist eine Tochter des jetzt regierenden Herzogs, Ernst Löwegilt von Astern.“

„Was?“ rief ich voll Erstaunen – „hier also, dieses Schloß wäre das Stammschloß der von Astern? und jene Irmel eine Ahnfrau der Prinzeß?“

„Nicht anders! Warum fällt Euch dieß so auf?“

„Und hat das seine Richtigkeit, daß diese Irmel noch bis auf den heutigen Tag – nun, Ihr versteht mich schon –“

Josephe nickte ja, indem sie sich ein wenig an meinem Schreck zu weiden schien. Wir schwiegen Beide eine ganze Weile und allerlei Gedanken stiegen in mir auf.

„Aber,“ so fing ich, unwillkürlich leiser sprechend, wieder an: „auf welche Art erscheint sie denn? und wo?“

Mit einer unbegreiflichen Ruhe, doch ernsthaft wie billig, versetzte das Mädchen:

„Von jeher zeigt sie sich nur bei und auf dem Wasser, zunächst am Schloß, dem großen Saale gegenüber, dann abwärts eine Strecke bis gegen den Steg. Feldhüter und Schäfer versichern, sie nehme ihren Lauf auch wohl bis nahezu an’s Dorf, weiter in keinem Fall. Ich selber sah sie blos ein einzig Mal, vom Küchenfenster aus, die Küche aber liegt gerade unter’m Saal. Es war um Johannis, drei

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_043.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)