Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 060.jpg

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Euch denn gleich vertrauen,“ sprach er weiter, „um was es mir eigentlich ist. Merket auf. Euch ist bekannt, wo Jünneda liegt; unweit vom Irmelschloß. Nun haus’t in diesem Gau der Waidefegerkönig, ein stolzer, habgieriger Fürst, allzeit auf Raub und Plünderung bedacht, bestiehlt sogar das Menschenvolk nächtlicher Weis’ und schleppt was er von Gold erwischen kann nach seinem alten Schatzgewölb – was glotzt Ihr mich so an? es ist doch wahr; die Waidfeger wittern das Gold. Da ist neulich erst wieder so ein Streich passirt, daß die Koken sich hinter ein Fuhrwerk machten, und einem reisenden Kaufherrn den Goldsack zwischen den Füßen ausleerten!“

„Was? zwischen den Füßen? ein Felleisen, nicht wahr?“

„Ja, oder dergleichen. Die haben ihre Pfiffe, Herr! Wie der Blitz kommen die einem Wagen von unten her bei, ein paar setzen sich auf die Langwied, durchgraben den Boden und schütteln den Dotter heraus – das Gelbe vom Ei, wie sie sagen – was Weißes ist, Silbergeld, lassen sie liegen.“

„Wo aber tragen sie’s denn hin, um’s Himmelswillen? wo hat der König seinen Schatz?“

„Bei’m Sixchen, ja, das sollt’ ich eben wissen. Versteht, es hat damit so seine eigene Bewandtniß. Der Grundstock ist von Menschenhand gelegt, vor

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)