Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 062.jpg

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etwas zu gewöhnen. Mein Glück ist gemacht auf Zeitlebens, wofern es gelingt, und Euch soll’s nicht gereuen, wenn Ihr mir Rath und Beistand leisten mögt.“

Ich wollte ihm eben antworten, als er, das Köpfchen schnell zur Seite drehend und in die Ferne horchend, mir Stillschweigen zuwinkte. „Der Waidekönig gibt heute ein Fest; ich höre sie von Weitem jubeln.“

„Wo denn?“

Er deutete links in die Ecke der Karte hinauf. Dort waren nämlich, wie man es auf älteren Augsburger Blättern gewöhnlich bemerkt, zu Verzierung des Titels verschiedene Schildereien angebracht, gewisse Symbole der Kunst, Zirkel und Winkelmaß, an den mächtigen Stamm einer Eiche gelehnt, hinter dem ein Stück Landschaft hervorsah, ein Thal mit Rebenhügeln und dergleichen, im Vordergrund eine gebrochene Weinbergmauer; das Ganze fabrikmäßig roh colorirt.

„Seht ihr noch Nichts?“

„Wo denn, zum Henker?“

„Unten im Thal!“

„Nicht eine Spur!“

„So seid ihr blind, in’s Kukuks Namen!“

Jetzt kam es mir wahrhaftig vor, als wenn die Landschaft Leben annähme, die matten Farben sich

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_062.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)