Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 101.jpg

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Geschäft sein würde, gab mir Josephe nur ganz verblümten Bescheid, indem sie mich auf Herrn von Rochens Wiederkunft verwies; allein ich hatte längst gewittert, was da werden sollte, und war gefaßt auf Alles, obwohl ich gar nicht läugnen will, daß mir etwas unheimlich wurde, als mir das Mädchen bald hernach zwei sonderbar gestrickte Schärpen zeigte, worauf gewisse Chiffern und Figuren von grüner, schwarzer, weißer Farbe sich durchschlangen. „Wozu soll das, Josephe?“ fragte ich.

„Die eine für dich, die andere für mich;“ antwortete das Mädchen mit geheimnißvollem Lächeln, „wir tragen sie auf Eine Nacht.“

„Aber wozu, um Gotteswillen?“

Sie legte ihren Finger auf den Mund: „Für jetzt nicht weiter, Franz; du bist ein Mann, und da wo ich mich hin getraue, wirst du dich hoffentlich nicht scheuen.“ – So kamen wir stillschweigend überein, daß vor der Hand nicht mehr die Rede davon sein solle.

Der nächste schöne Morgen reizte uns zu einem kleinen Ausflug in die Gegend. Wir hatten uns noch unzählige Dinge zu sagen. Unter Anderem wollte ich wissen, warum sie sich mir denn nicht gleich am ersten Abend, als ich kam, entdeckte? ja wie sie es nur über’s Herz bringen können, den ganzen folgenden

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_101.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)