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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

mich, unbeschrien2, wo Niemand zusieht. Vielleicht daß dir dein Glück nach Jahr und Tag einmal auf Füßen begegnet. Auch hast du hier noch obendrein etwas zum Naschen, ein Laiblein Hutzelbrod3. So viel du davon schneid’st, so viel wachst immer wieder nach im Ranzen oder Kasten, wenn du auch nur ein Ränftlein fingersbreit übrig behältst. Ganz sollt du’s nie aufzehren, sonst ist es gar. Behüt’ dich Gott, und thu’ in Allem wie ich sagte. Noch eins: kommst du etwa in’s Oberland, Ulm zu und gen Blaubeuren, und find’st von ungefähr ein Klötzlein Blei, nimm es zu Handen und bring’s mir. – Der Seppe versprach’s und dankte geziemend für Alles; das Männlein aber war in einem Hui verschwunden.

Nun jauchzte der Geselle überlaut, beschmeckte bald das Brod, beschaute bald die zwei Paar Schuhe. Sie sahen ziemlich aus wie er sie selber machte, nur daß sie feine wunderliche Stiche hatten und hübsch mit einem zarten, rothen Leder ausgefüttert waren. Er zog sie an, spazierte so ein Dutzendmal die Kammer auf und ab, da ihm denn in der Kürze freilich nichts Besonderes von Glück passiren wollte. Darnach ging er zu Bett und schlief bis der Morgen roth wurde. Da däucht’ es ihn, als wenn ihm Jemand klopfte, zwei, dreimal, recht vernehmlich, daß er jählings erwachte. Die Andern hörten’s auch,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_114.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)