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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

und zog fürbaß. – Eine Stunde über die Weinsteig hinaus kommt er in einen grünen Wald. Von ungefähr hört er auf einer Eiche den blauen Montag schreien, welches ein kurzweiliger Vogel ist, der seinen Namen davon hat, daß er immer einen Tag in der Woche mit der Arbeit aussetzt; da singt er nichts als Schelmenlieder und schaut gemächlich zu, wie andere Vögel ihre Nester richten, brüten und ihre Jungen ätzen; die seinigen krepiren ihm auch ordinär, deßwegen er ein Raritätsvogel ist. So einen muß ich haben! denkt der Seppe: ich biet’ ihn einem großen Herrn an unterwegs. Ein sonderer Vogel ist oft gern zwei Kälber werth, die Hepsisauer5 haben ihre Kirchweih um einen Guckigauch6 verkauft: wenn ich nur einen Thaler löse, thut mir’s wohl. Wie komm’ ich nur gleich da hinauf? – Seiner Lebtage hat er nie klettern können, dießmal aber ging’s, als hätten ihrer Sechs an ihm geschoben, und wie er droben ist, da sieht er sieben Junge flügg, mit blauen Köpfen im Nest! Er streckt schon eine Hand darnach – krach! bricht ein fauler Ast, und drunten liegt der Schuster – daß er nicht Hals und Bein brach, war ein Wunder. Ich weiß nicht, sagte er, indem er aufstand und die Platte rieb, was ich von dem Pechschwitzer denken soll; das ist kein muthiger Anfang!

Zu seinem Trost zog er sein Schnitzbrod aus dem

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)