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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Kamrad arbeit’t allfort, ma moint, er müaß äll’ mei’ vier Räder tretta!

Der Seppe schämte sich ein wenig, im Herzen war er aber selig froh und dachte: hat mir der Bauer da ein Licht aufstecken müssen! Auf einen Drehstuhl will’s mit dir hinaus und anderst nirgends hin!

Von nun an war der Schuster wie ein umgewend’ter Handschuh, ganz ein andrer Mensch, gesprächig, lustig, langte den Schnitzlaib heraus, gab ihn dem Bäuerlein bis auf den Anschnitt, sagend: lieber Mann, deß’ bin ich froh, daß Ihr mir angesehen, daß ich ein Dreher bin! – Ha, sprach der Andere, sell ist guat merka. – Der Alte kaute einen Bissen und machte ordentlich die Augen zu dabei, so gut schmeckte es ihm; das Uebrige hob er als Heimbringens auf für Weib und Kinder. Darnach ward er redselig, erzählte dem Gesellen Allerlei; vom Hanf- und Flachsbau auf der Alb; wie sie im Winter gut in ihren strohgedeckten Hütten säßen, ingleichen wie man solche Dächer mit besonderer Kunst verfertige. Auch wußte er ihm viel zu sagen von Blaubeuren, einem Städtlein und Kloster im Thal, zwischen mächtigen Felsen gelegen; da komme er hindurch und möge er sich ja den Blautopf11 auch beschauen, wie alle Fremde thun.

Du aber, wohlgeneigter Leser, lasse dich, derweil die Beiden so zusammen discuriren, auch etlicher Dinge

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)