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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Dinges ganz gewiß zu sein, jetzo die Gegenprobe machen. Die falsche Diebin war mit den paar Lacken, so sie mitgenommen, in einer Kürze fertig, schlug sie zusammen, bückte sich, stak in einem Umsehn in des Pechschwitzers Schuhen, schob ihres Vaters Wechselbälge dafür hin, und: Bhüt’ Gott, Vronele! mach’ au bald ein End! – mit diesen Worten lief sie fort, frohlockend ihrer wohl vollbrachten Hinterlist; und als die Andre nach drei Stunden, um die Essenszeit, vergnügt auch heim ging unter den Letzten, nahm sie der Täuscherei nicht im geringsten wahr.

Der Pechschwitzer aber, der wußte den Handel haarklein, und dachte jetzt darauf, wie er dem Bläse gleich die nächste Nacht den Teufel im Glas zeigen wolle.

Derselbe hatte allezeit, besonders auf die Krämermärkte, dergleichen eben wieder einer vor der Thüre war, einen großen Vorrath seiner Waare in einer obern Kammer, die nach dem See hinaus ging, liegen. Nach Zwölfe in der Nacht vernahm die Schusterin ein seltsamliches Pflatschen auf dem Wasser, stieß und erweckte ihren Mann, damit er sehe was sei. – Ei, was wird’s sein! Die Fisch’ hant öfters solche Possen. – Er war nicht wohl bei Muthe, hatte gestern bei’m Wein einen Bösen gethan71, und hub gleich wieder an zu schnarchen und zu raunsen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)