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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Sag, Pfaff, thust du die Bibel les’n?

Der Pater:

War die ganz Wuch’n drüber g’sess’n.

Der Narr:

Ich dacht nur, weil sie in Latein.

Der Pater:

Wohl! daß nit jed’s Vieh stört hinein.

Der Narr:

Wohlan, so weißt du baß dann ich,
Was dort geweissagt ist auf dich
Und die Frau Mutter der Christenheit,
Wie ihr es nämlich treibt die Zeit.
Zum Exempel Proverbja
Im dreiß’gisten, was steht allda?
Die Eigel112 hat zwo Töchter schnöd:
Bring her, Bring her, heißen alle beed’.
Die Ein’ hat einen Ablaßkram,
Die Ander’ heischet sonder Scham.
– Ei, das hofft’ ich nur auch zu nutzen.
Pfaff, du thät’st mit, hätt’s nit sein’ Butzen!

So zieht er ab mit seinem Kräben, unter heftigem Schelten und Drohen des Mönchs. Noch aber läßt er sein Vorhaben nicht, ein Kloster zu erbauen, und sollen ihm die Bundschuh und die Stiefel inallweg dazu helfen. Sobald er wieder auf der Straßen ist, spricht er:

Jetzt, wüßt’ ich nur ’s Pechfisels Haus!
Der macht’ mir ein’ Trupp Münchlein draus;

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)