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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Glücksschuh zwar zum ewigen Gedächtniß dankbar aufzuheben, doch nie mehr an den Fuß zu bringen, indem sie Alles hätten, vornehmlich an einander selbst, was sie nur wünschen könnten, auch überdieß hofften, mit christlichem Fleiß ihr Zeitliches zu mehren.

Der Seppe, jetzt Meister Joseph geheißen, blieb seinem Gewerbe getreu, noch über acht und zwanzig Jahr; dann lebte er als ein wohlhabender Mann und achtbarer Rathsherr, mit Kindern gesegnet, seine Tage in Ruh mit der Vrone.

Unter seinen Hausfreunden war Einer, man hieß ihn den Datte, der kam an jedem dritten Samstag-Abend auf ein Glas Wein und einen guten Käs zu ihm, mit dem Beding, daß Niemand sonst dabei sei, als die liebwerthe Frau und die Kinder (diese hatte er gern und sie thaten und spielten als klein mit ihm, wie wenn er ihresgleichen wäre). Da ward alsdann geschwatzt von Zunftgeschäften und von den alten Zeiten, ingleichem gern von Einem und dem Andern ein starker Schwank erzählt. Derselbe Hausfreund brachte den werthen Eheleuten an ihrem goldenen Jubeltag ein silbernes Handleuchterlein, vergoldet, in Figur eines gebückten Männleins, so einen schweren Stiefel auf dem Haupte trägt und einen Laib unter dem Arm. Rings aber um den Fuß des Leuchters waren eingegraben diese Reime:

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)