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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

wollten – wissen’s, da that ich ein Gelübd’, wenn das infame Stück gegeben wird, ich geh’ nicht hin, um keine Welt! Und hielt auch Wort. Als alles lief und rannte – und, Oberstin, Sie mit – blieb ich an meinem Ofen sitzen, nahm meine Katze auf den Schooß und aß meine Kaldausche; und so die folgenden paar Male auch. Jetzt aber, stellen Sie sich vor, Tarar auf der Berliner Opernbühne, das Werk seines Todfeinds, von Mozart dirigirt! – Da müssen Sie schon drein! rief er gleich in der ersten Viertelstunde, und wär’s auch nur, daß Sie den Wienern sagen können, ob ich dem Knaben Absalon ein Härchen krümmen ließ. Ich wünschte, er wär’ selbst dabei, der Erzneidhammel sollte sehen, daß ich nicht nöthig hab’, einem andern sein Zeug zu verhunzen, damit ich immerfort der bleiben möge, der ich bin!“

„Brava! bravissima!“ rief Mozart überlaut und nahm sein Weibchen bei den Ohren, verküßte, herzte, kitzelte sie, so daß sich dieses Spiel mit bunten Seifenblasen einer erträumten Zukunft, die leider niemals, auch nicht im bescheidensten Maße, erfüllt werden sollte, zuletzt in hellen Muthwillen, Lärm und Gelächter auflöste.

Sie waren unterdessen längst in’s Thal herab gekommen und näherten sich einem Dorf, das ihnen

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_333.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)