Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 342.jpg

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ich den Narren auch einstecken lasse, der Schaden ist nicht mehr zu repariren! Ich sagt’ Euch tausendmal, das vordere Thor soll allezeit geschlossen bleiben. Der Streich wär’ aber jedenfalls verhütet worden, hättet Ihr zur rechten Zeit Eure Zurüstungen gemacht.“

Hier trat die Gräfin hastig und mit freudiger Aufregung, das offene Billet in der Hand, aus dem anstoßenden Cabinet. „Wißt Ihr,“ rief sie, „wer unten ist? Um Gotteswillen, lest den Brief – Mozart aus Wien, der Componist! Man muß gleich gehen, ihn heraufzubitten – ich fürchte nur, er ist schon fort! was wird er von mir denken! Ihr, Velten, seid ihm doch höflich begegnet? Was ist denn eigentlich geschehen?“

„Geschehn?“ versetzte der Gemahl, dem die Aussicht auf den Besuch eines berühmten Mannes unmöglich allen Aerger auf der Stelle niederschlagen konnte: „der tolle Mensch hat von dem Baum, den ich Eugenien bestimmte, eine der neun Orangen abgerissen, hm! das Ungeheurer! Somit ist unserem Spaß geradezu die Spitze abgebrochen und Max mag sein Gedicht nur gleich cassiren.“

„O nicht doch!“ sagte die dringende Dame; „die Lücke läßt sich leicht ausfüllen, überlaßt es nur mir. Geht Beide jetzt, erlös’t, empfangt den guten Mann,

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_342.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)