Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 351.jpg

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festlicher Blumengeruch und eine kühlere, dem Appetit willkommene Luft entgegen wehte.

Man nahm die schicklich ausgetheilten Plätze ein, und zwar der distinguirte Gast den seinigen dem Brautpaar gegenüber. Von einer Seite hatte er eine kleine ältliche Dame, eine unverheirathete Tante Franziska’s, von der andern die junge reizende Nichte selbst zur Nebensitzerin, die sich durch Geist und Munterkeit ihm bald besonders zu empfehlen wußte. Frau Constanze kam zwischen den Hauswirth und ihren freundlichen Geleitsmann, den Lieutenant; die übrigen reihten sich ein, und so saß man zu Elfen nach Möglichkeit bunt an der Tafel, deren unteres Ende leer blieb. Auf ihr erhoben sich mitten zwei mächtig große Porcellanaufsätze mit gemalten Figuren, breite Schalen gehäuft voll natürlicher Früchte und Blumen über sich haltend. An den Wänden des Saals hingen reiche Festons. Was sonst da war, oder nach und nach folgte, schien einen ausgedehnten Schmaus zu verkünden. Theils auf der Tafel, zwischen Schüsseln und Platten, theils vom Servirtisch herüber im Hintergrund, blinkte verschiedenes edle Getränk, vom schwärzesten Roth bis hinauf zu dem gelblichen Weiß, dessen luftiger Schaum herkömmlich erst die zweite Hälfte eines Festes krönt.

Bis gegen diesen Zeitpunkt hin bewegte sich die

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_351.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)