Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 364.jpg

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Mann und Frau, die viel zu lachen gaben. – „Dem sei nun wie ihm wolle,“ sagte er, „kurzum, ich hörte so entfernt etwas von einer lieben Pflegetochter, welche Braut, sehr schön, dazu die Güte selber sei und singe wie ein Engel. Per Dio! fiel mir jetzt ein: das hilft dir aus der Lauge! Du setz’st dich auf der Stelle hin, schreibst’s Liedchen auf, so weit es geht, erklärst die Sottise der Wahrheit gemäß, und es gibt einen trefflichen Spaß. Gedacht, gethan. Ich hatte Zeit genug, auch fand sich noch ein sauberes Bögchen grün linirt Papier. – Und hier ist das Produkt! Ich lege es in diese schönen Hände, ein Brautlied aus dem Stegreif, wenn Sie es dafür gelten lassen.“

So reichte er sein reinlichst geschriebenes Notenblatt Eugenien über den Tisch, des Onkels Hand kam aber der ihrigen zuvor, er haschte es hinweg und rief: „Geduld noch einen Augenblick, mein Kind!“

Auf seinen Wink that sich die Flügelthüre des Salons weit auf, und es erschienen einige Diener, die den verhängnißvollen Pomeranzenbaum anständig, ohne Geräusch in den Saal herein trugen und an der Tafel unten auf eine Bank niedersetzten; gleichzeitig wurden rechts und links zwei schlanke Myrthenbäumchen aufgestellt. Eine am Stamm des Orangenbaums

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_364.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)