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Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen.
(Mit einer Flurkarte).
Von Ernst Krische.
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I. Das Dorf.

Das Kirchdorf Berzdorf[1] ist der östlichste Grenzort Sachsens und zugleich der Sächsischen Oberlausitz.

Der Name ist eine Abkürzung von Bertholdsdorf, der jedenfalls von dem ersten deutschen Besitzer des Dorfes oder dem Lokator, der den Namen Berthold führte, herrührt, worauf auch die älteste Schreibart hinweist: Bertoldistorf (1280, 1285, 1317)[2], hiernach Bertilsdorf[3], Bertelsdorff[4], Berthsdorff, Betzdorff, Perthsdorff, Perzdorff, Baetzdorff[5], Bertsdorf, Bertzdorf; dann kam in der 2. Häfte des 18. Jahrhunderts nach und nach die gegenwärtige Schreibweise Berzdorf in Anwendung[6].


  1. Die Literatur über Berzdorf ist sehr geringhaltig. Zu nennen ist zunächst ein vom Pfarrer G. Walther verfaßter Artikel in der alten sächs. Kirchengalerie (1837) S. 377–380, ferner ein Artikel in der neuen sächs. Kirchengalerie vom Pfarrer H. Leo, Diözese Löbau (1908) S. 135–142, drittens H. Knothe, Urkundliche Geschichte des Eigenschen Kreises N. L. M. Bd. 47 (1870) S. 1–86. In neuerer Zeit ist die Literatur bereichert worden durch zwei lebensgeschichtliche Werke, verfaßt von Wilh. Zachmann, „Auf dem Bauernhofe“ (1907) und „Im Lenz und Frühsommer“ (1911) im Verlag von Arwed Strauch, Leipzig (Das Gut Nr. 37 in Berzdorf ist das Geburtshaus Zachmanns); sodann durch Rosenkranz, Die Einfürung der Reformation in der Oberlausitz, Diözese Löbau (1917) S. 92 bis 94 und 103–105, verfaßt vom Pfarrer Joh. Klein. Zuletzt seien noch genannt drei Heimataufsätze im Neuen Görlitzer Anzeiger: Jahrgang 1904 Nr. 148, verfaßt von H. Leo, und 1927 Nr. 225 sowie Nr. 237 von E. Krische. Eine große Fülle von ungedrucktem Quellenmaterial über Berzdorf bieten das Görlitzer Ratsarchiv und die Bibliothek der Oberl. Gesellschaft der Wissenschaften in den libri resignationum, actorum, vocationum, proscriptionum und missivarum, Entscheide- und Hypothekenbücher, Ratsrechnungen u. a. Man findet dort über 300 Urkunden.
  2. Urkunden des Klosters St. Marienstern b. Kamenz i. S. in N. L. M. Bd. 47 (1870) S. 46 ff.
  3. Vorherrschende Schreibweise in den Urkunden Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts.
  4. Die Ortschaften: Berzdorf a. d. Eigen, Berthelsdorf b. Herrnhut und Altberthelsdorf b. Lauban finden sich in den Urkunden bis um 1600 ganz gleich geschrieben, meist ohne jede nähere Bezeichnung, so daß es sich mitunter überhaupt nicht fest bestimmen läßt, welcher Ort gemeint ist.
  5. Das Berzdorfer Gerichtssiegel von 1744 zeigt das Bild einer stehenden weiblichen Figur (Justitia), ein Schwert in der rechten und eine Wage in der linken Hand haltend, darüber im Halbkreis BAETZDORFF, darunter die Buchstaben A. R.; ein anderes von 1765 hat die Buchstaben Gl. H. Diese Buchstaben bedeuten die Namen der Berzdorfer Richter: Adam Richter und Gottlob Hütter.
  6. Vgl. in der Zeitschrift Oberlaus. Nachlese 6. Stück (1766) S. 108.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)