Seite:NLM 1929 Seite 214.jpg

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Zuzug von Kirchengästen machte sich ein fortgesetztes Einbauen von Emporen nötig. 1770 wurde von dem Richter Gottlob Hütter (Nr. 32) eine Altarempore und 1771 von ihm und Elias Domsch (Nr. 37) zwei weitere Emporen der Kirche gestiftet. Um Kirchenstände zu gewinnen, wurde auch der Beichtstuhl von der Südseite nach der Nordseite des Altarraums versetzt und mit einem Holzgitter versehen[1]. 1844 nahm man den Turmknopf herab und ließ ihn neu vergolden. Die am 1. Oktober 1764 einverleibten Urkunden wurden leider gänzlich vermodert und zerstört vorgefunden. 1868 ersetzte man das schuppenartige Gewand der Schindeldachung durch Ziegeldachung und beschlug den Turm mit Blech, das man in der Landesfarbe weiß und grün mit Ölfarbe anstrich. Dieser Bau erforderte die Summe von 820 Talern. Von dem Gutsbesitzer Friedrich Zücker ward hierbei ein vergoldetes Kreuz, das an der westlichen Giebelseite aufgesetzt wurde, der Kirche geschenkt. Im Laufe der Zeit war sodann das Innere der Kirche nicht nur recht baufällig geworden, sondern erschien auch veraltet und unzweckmäßig. Doch Dank der Liebe zur Heimatkirche fehlte es auch diesmal nicht an Opferwilligkeit, so das 1909 eine durchgreifende Renovation stattfinden konnte. Alles Zwecklose und Entbehrliche an Emporen, Treppen und Gestühl wurde beseitigt. Auch durch die Entfernung der Mittelsäule hat das Kirchlein an Schönheit und Freundlichkeit nur gewonnen. Am 28. November 1909 ward die Kirche durch den Geheimen Kirchenrat Rosenkranz aus Bautzen abermals neu geweiht.

Leider hat man einige Jahre darauf (1915) die beste Grundlage für das selbständige Bestehen der Kirche genommen, indem man das Kirchlehn (Widemut) für bares Geld ohne zwingenden Grund veräußert hat.

Von den Geistlichen römischen Glaubens, die hier amtierten, wird in einer Mariensternschen Urkunde bereits 1338 ein Nicolaus plebanus de Bertoldisdorph genannt, s. Neue sächs. Kirchengalerie. 1389 erscheint Petrus von Ebersbach; sein Beiname bezieht sich auf das Dorf Ebersbach bei Görlitz, wo er 1379 als plebanus bezeichnet wird und als Executor eines Testaments gegen einen Görlitzer Bürger auftritt[2]. Als erster evangelischer Pfarrer wird aufgeführt ein Matthias Schubart von Lauban[3]. 1502 wird bereits schon ein Schreiber erwähnt. Dabei bekennt ein Berzdorfer Bauer vor dem Gericht in Görlitz: „her habe eine Lade dem Schreiber gestohlen, her hat dy selbige Lade genommen yn die Stube vnd hot in derselbigen Lade gefunden 10 gr., hatte aber


  1. Diese Veränderung geschah am 16. Mai 1770. Bei einer Erhöhung des Altarraums 1890 wurde auch der Beichtstuhl mit beseitigt. Pfarrer Walther (1838–1879) war der letzte Geistliche, der diesen in frommen Ehren hielt und alljährlich Mittwochs vor dem Grünendonnerstage den Konfirmanden ihr Glaubensbekenntnis vor demselbe kniend ablegen ließ und mit geschlossener Hand (Handreichung) in dem vergitterten Beichtstuhl sitzend, entgegen nahm.
  2. Abschrift der Urkunde s. im Görlitz. Ratsarchiv, Zobels Bibliothek Nr. 255 Bl. 6.
  3. Einen eigentümlichen Begriff seiner wirtschaftlichen Rechtsauffassung begegnen wir in den missiv. 1551–1553 fol. 449 b.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_214.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)