Seite:NLM 1929 Seite 215.jpg

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gehoft, es würde viel gelt dorin sein gewest“[1]. Man kann daraus schließen, daß Berzdorf damals schon eine Schule hatte.

III. Der Braunkohlenbergbau und Ziegeleiindustrie[2].

Berzdorf liegt in den landschaftlichen Gefilden des fruchtbaren


  1. Dieser Bauer Namens Caspar Richter ward hierauf wegen wiederholter Dieberei in Görlitz mit dem Wyet gerichtet, Görlitzer Obergerichtsakten 1500–1511, (L. III 470) fol. 172.
  2. Aus der Geschichte dieses Bergwerks sei folgendes erwähnt: Die Funde der Kohle und ihre Förderung in Berzdorf liegen schon bis etwa 1830 zurück. Das erste Kohlenwerk befand sich 1835 an der Scheidebach (s. Flurkarte B), auch wird dabei (im amtlichen Flurnamenverzeichnis) ein Ziegeleigebäude erwähnt. Erster Unternehmer des Werkes war der Tuchfabrikbesitzer Moritz Ferdinand Schmidt in Görlitz. 1855 erwarb es Ernst Geißler in Görlitz. Es wurde damals mit dem Besitzer des Grund und Bodens Ehrenfr. Posselt (Nr. 2) ein grundbuchamtlicher Vertrag über das Abbaurecht abgeschlossen. Inzwischen war das Vorkommen reicher Kohlenlager auch auf den nebenan liegenden Bauerngütern Nr. 6, 8, 11 und 12 bekannt geworden. Da sich die Kohlengewinnung leicht gestaltete und man mit Wasserschwierigkeiten zunächst nicht zu rechnen brauchte, genügten anfänglich Handpumpen zur Wasserhaltung. So fehlte es nicht an anderen Unternehmern, welche mit den Besitzern der Bauerngüter Verträge abschlossen und diesen nach Maßgabe der geförderten Kohle sogenannten Tonnenzins zahlten. Grund und Boden verblieb nach diesen Abschlüssen den Grundstücksbesitzern, Gebäude, Maschinen und Förderanlagen gehörten dagegen den Unternehmern. So waren bis um 1864 bereits 4 Gruben vorhanden: Es gab einen Eugenia-Schacht, Wilhelms-Schacht, August-Schacht und Englers Schacht (Nr. 4), die sämtlich in zwei Werke sich auflösten. Das Geißler’sche Werk bezeichnete man als Oberwerk entgegen dem dicht sich anschlißenden Niederwerk (mit dem Titel „Braunkohlenwerk, Trau auf Gott“). Besitzer des Niederwerks war von 1864–1872 Peter Noack; dieser geriet in Vermögensverfall, worauf am 20. Dezember 1872 die zum Werk gehörenden 5 Wohn- und Grubengebäude auf Nr. 8 und 11 gerichtlich versteigert wurden. Nunmehr war von 1872 an die Firma Ernst Geißler, die bereits 1864 das Gut Nr. 6 dgl. 1879 den Garten Nr. 4 erworben hatte, alleiniger Besitzer des Werks, das von nun an den Titel „Braunkohlenwerk zur Hoffnung Gottes“ führte. Großen Schaden brachten dem Kohlenwerke die Hochwässer der Pließnitz vom Jahre 1869, 1880 (14. Juni), 1887 (17. Mai) und 1909 (4. Februar), wobei jedesmal die Gruben vollständig unter Wasser gesetzt und die Strecken verschlemmt wurden, so daß bis zur gänzlichen Entwässerung und Wiederherstellung des Werks die Kohlenförderung auf längere Zeit unterbrochen wurde. Als 1898 der Förderschacht durch Ausbrennen vernichtet wurde, beschloß die Firma E. Geißler die Stillegung der Grube. Hierauf kaufte der Gutsbesitzer Jul. Zücker (Nr. 8 und 11), der durch das Eingehen des Werks eine große Einbuße an Tonnenzins erfuhr, und der derzeitige Betriebsleiter der Firma E. Geißler das Werk mit Lagerbeständen und Grundbesitz für 90000 Mark und setzten es unter der Firma Kroschwald und Zücker im Frühjahr 1901 wieder in Betrieb. Mit der Absicht, das Werk nebst Ziegelei wieder zu verkaufen, schlossen sie darauf einen notariellen Verkaufsanstellungs-Vertrag mit der Gesellschaft für Bergwerksunternehmen m. b. Haftung in Berlin und traten hierbei (6. Juli 1913) sämtliche Abbaurechte an genannte Gesellschaft ab. Um nunmehr die Kohlenfelder umfangreicher als bisher nachzuweisen, wurden Abbohrungen und zwar im südwestl. Umkreis des Werks ausgeführt. Diese Bohrresultate waren jedoch ungünstig und ergaben nur sogenannte Nester. Die Firma Kroschwald u. Zücker war schließlich froh, von dem eingegangenen Vertrage einer Gewerkschaftsgründung wieder frei zu kommen, indem sie der Gesellschaft für Bergwerksunternehmen durch gütlichen Vergleich alle Kosten und Auslagen ersetzte. Herauf schloß die genannte Firma 1914 einen Verkaufsanstellungs-Vertrag mit der Stadtgemeinde Dresden, die nun südwestl. des Werks abbohren ließ. Ganz besonders günstige Bohrresultate ergab das an der Pließnitz hinführende Wiesental. Doch ist gerade dieses Gelände dem Hochwasser ausgesetzt.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)