Seite:NLM 1929 Seite 219.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aufgeteilt. Nicht mit inbegriffen ist hierbei die Pfarrwidemut. Von den Hufen sind 4 Güter: Nr. 11, 26, 37 und 48, 1½ Hufengüter; Nr. 32 ist zu 15½ Ruten und Nr. 34 zu 13½ Ruten verrechnet. Die Güter Nr. 36 und 47 sind 9 Ruten- oder ¾ Hufengüter. Durch Teilung von ganzen Hufen entstanden schon frühzeitig halbe Hufen in Nr. 17 und 18, 35, sowie 38 und 39, so daß nunmehr das Dorf 25 Bauergüter (wovon 14 Güter Vollhufen sind) zählte. Zusammengeschlagen bilden diese Güter mit Gärtnern zugleich 25 Hufen[1] Land außer der Pfarrwidemut.

Untersuchen wir die ältesten Besitzverhältnisse, so erscheint es auffällig und eigentümlich genug, daß wir in dem verhältnismäßig kleinen Dorfe bereits im 13. Jahrhundert, noch ehe es in Besitz des Klosters Marienstern gelangte, nicht weniger als 3 verschiedene Dorf- oder Besitzanteilen begegnen, dem v. Kamenzschen, dem v. Schönburgschen (Ritterguts-) und dem v. Neveshofenschen Anteil[2]. Vergleichen wir die beiligende Flurkarte, so lassen sich die drei Anteile nach Art und Größe der Hufenaufteilung von einander deutlich unterscheiden und in ihren Grenzen bestimmen. Es ist daraus sicher zu folgern, daß bereits bei der Aufteilung in Bauernhufen begrenzte Flurteile vorgefunden wurden und zum großen Teile schon vor der Kolonisation das Land urbar gemacht und besiedelt war, so daß das gegenwärtige Dorf nicht aus grüner Waldwurzel, sondern aus drei ursprünglichen slavischen Siedlungen oder Vorwerken entstanden ist. Sie sind nach deutschem Rechte umgestaltet worden[3].


    Eine Hufe (Vollhufe) hat 12 Ruten, 1½ Hufe 18 Ruten, ½ Hufe 6 Ruten. Dies Rutenmaß ist nicht zu verwechseln mit dem jetzt noch bekannten sächsischen Feldmaß (Acker- und Quadratruten). Die Länge einer solchen sächsischen Rute betrug 4,295 Meter. 300 Quadratruten bildeten einen sächsischen Acker, 150 Quadratruten einen Scheffel, welcher 2767 Quadratmeter groß ist. Ein Morgen ist 25,532 Ar.

  1. S. Zobels Bibl. 295 Bl. 441; darnach wurden 1623 von dem Klostervoigt Wolf Magnus, Amtmann auf dem Eigen, die Hufenzahl, Steuern und Rauchfänge auf den Eigenschen Dorfschaften „neu“ festgesetzt: Berzdorf 25 Hufen, 36 Rauchfänge; Hufensteuer 17 Taler 14 Gr. Altbernsdorf (statt 37) 38 Hufen, 52 Rauchfänge; Hufenst. 25 Taler 6 Gr. Schönau 52 Hufen (statt 51), 87 Rauchfänge; Hufenst. 42 Taler 11 Gr. Kiesdorf 29 Hufen, 40 Rauchfänge; Hufenst. 19 Taler 10 Gr. Dittersbach (statt 32) 33 Hufen, 45 Rauchfänge; Hufenst. 21 Taler 18 Gr. Neundorf 12 Hufen, 12 Rauchfänge; Hufenst. 5 Taler 20 Gr. Kunnersdorf (statt 15) 14 Hufen, 32 Rauchfänge; Hufenst. 10 Taler 3 Gr. Bernstadt zählte 49 Rauchfänge (die Hufenzahl ist nicht angegeben); Hufenst. 23 Taler 18 Gr.
    Die Hufensteuer ist nach dem Rezeß vom Jahre 1601 (s. v. Boetticher, N. L. M. Bd. 77 [1901] S. 277–282) eine Umwandlung der Frondienste der Untertanen im Eigenschen Kreise in feste Ablösungsrente. Diese Abgabe an die Klosterherrschaft betrug auf die Hufe 2 Mark. Der heilige 3 Königs- und Johanneszins betrug in Berzdorf regelmäßig auf die Hufe 18 gute Gr. 8 Pf. Ganz verschieden ist dagegen auf den Hufen die Walpurgis- und Michaelis-Zinsabgabe, diese schwankt zwischen 9 Gr. 4 Pf. und 1 Taler 11 Pf. je Hufe.
  2. H. Knothe, N. L. M. Bd. 47 (1870) S. 44 unterscheidet nur zwei Anteile.
  3. Auch Nachbardörfer waren ebenfalls schon vor der Kolonisation bewohnt, wovon aufgefundene Totenurnen, sowie slavische Dorfnamen zeugen: Jauernick (Javornik), Niecha (Nechaw), Tauchritz (Tuchericz), Leuba (Lubil oder Lubin). Auch sie sind nach deutscher Art umgestaltet. Vgl. R. Doehler, Geschichte des Dorfes Leuba (1907) S. 3–5.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)