Seite:NLM 1929 Seite 226.jpg

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3. Der Neveshofener Anteil.

Dieser Anteil lag im Niederdorfe. Er umfaßte 10 Hufen Land, die ursprünglich in 9 Güter aufgeteilt waren. Noch befindet sich an dessen westlicher Grenze (beim Gut Nr. 34) der Rest eines Gehölzes[1], das ehemals mit dem hier ziemlich wasserreichen und brüchigen Gelände diesen Anteil vom Schönburgschen abschloß. Deutlich läßt sich erkennen, daß hier auf diesen 9 Gütern südlich über der Pließnitz die Dorfgrenze Veränderungen erfahren hat und verlegt worden ist. Hierbei wurden diese Berzdorfer Güter durch das Vorrücken der Grenze bis ziemlich an die Pließnitz[2] um fruchtbare Wiesen zugunsten der Tauchritzer Herrschaftsflur geschmälert. Für diesen Landverlust sind diese 9 Bauern damals durch Zuteilung der sogenannten Folgen (im Osten der Ortsflur) entschädigt worden; auf diese Hufe entfallen hierbei etwa 10–12 Morgen Folgenland[3]. Nicht weniger denn 6 verschiedene Dorfherrschaften grenzen mit ihren Fluren an dieses Folgenland: Jauernick, Niecha, Klein-Neundorf, Ober-Deutsch-Ossig, Tauchritz, mittelbar auch Nikrisch[4].



    Die Flächengröße dieser Enklaven beträgt 22 ha 50 a. Diese Folgen werden von einer Schlucht mit kleinem Wasserlauf, dem sogen. Tongraben, durchbrochen; hierbei bezeichnet man die an Niechaer Flur anliegenden als Vorderfolgen und den an Berzdorf angrenzenden Teil mit Hinterfolgen. Da dieses Folgenland zum Teil auch Niechaer Besitzern gehört, heißt man sie daher auch Niechaer Folgen. Vgl. H. Knothe N. L. M. Bd. 69 (1893) S. 77. Ebenfalls die „Niechaer Folge“ heißt eine zum Großen Nonnenwald, dem Kloster Marienstern gehörige Waldparzelle in Größe von 6 ha 75 a. Es ist zugleich derjenige an der Deutsch-Paulsdorfer Grenze liegende bewaldete Streifen, der sich zungenartig in das sächsische Land erstreckt. Bis 1889 wurden die Steuern und Abgaben dieses Besitzes an das 9 km entfernt liegende Rittergut Niecha gezahlt.

  1. Das Büschel genannt. Einen weiteren Abschluß bildeten nach Norden zu das frühere Buschland, die sogen. Schluchtze, sowie die vom Pfarrsee und Tiefenteich auslaufenden Gehölze.
  2. Die südlich an der Pließnitz entlangführenden Wiesenparzellen waren, wie aus verschiedenen Quellen hervorgeht, ehemals Gemeindeland (Dorfaue): 1578 verkauft Lorentz Hermannn aus seinem Gute (Nr. 32) ein Stück Wiese – „zwischen Michel Röytsch Gut gelegen (Nr. 34) sambt „der Dorfrecht“ bis ahns Wasser (Pließnitz)“. 1594 verkauft Peter Brüchner der junge ein Stück Land zwischen dem alten Peter Brüchner nebst der Bach sambt „dem Dorffrieden“. Wäre man bei dieser Grenzverlegung nicht auf Hindernisse gestoßen, denn Gemeindeland mußte man respektieren, so hätte man hierbei die nahe fließende Pließnitz sicher als künftige Grenze bestimmt.
  3. Das Gut Nr. 34 besitzt kein Folgenland; das rührt daher, weil 1575 George Roytsch „ein Stück Acker, zwischen Michel Richter und Paul Prochs auf „der Folgen“ gelegen bis an Graben, welcher statt eines Reynes sein soll, verkauft an Adam Roytsch (Garten Nr. 43), dafür er geben 100 vnd 15 margk“. Zuvor hatte der Vater Michel Röytsch (Reinsch) von Georg v. Warnsdorf auf Tauchritz „den Wiesenfleck, so man den Wolfswinkel nennt, um 100 margk Görlitzer Münzfuß“ diesem Gute Nr. 34 zugekauft. Dieses Wiesenland war mit Anlegung des Mühlgrabens von der Tauchritzer Flur abgetrennt worden und lag daher für den v. Warnsdorf wirtschaftlich unbequem. (S. Flurkarte Gut Nr. 34).
  4. Über den Flurnamen gewisser ländlicher Grundstücke als Vollunge oder Folge s. H. Knothe N. L. M. Bd. 69 (1893) S. 74–80. Vgl. E. A. Seeliger, Geschichte der Stadt Löbau III Anhang: Die Löbauer Folge, N. L. M. Bd. 97 (1921) S. 164–172. Nach einer Urkunde des Stifts Joachimstein (Band VII C, 3b) werden die in der Altbernsdorferflur liegenden zum Stiftsgute Niecha gehörigen
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)