Seite:NLM 1929 Seite 227.jpg

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Aus den erwähnten Grenzverlegungen geht hervor, daß der v. Neveshofener Dorfteil in einer Abhängigkeit und Untertänigkeit zu den Tauchritzer Erb- und Lehnsherren stand. Es läßt sich für diesen Neveshofischen Anteil auch folgender Besitzstand nachweisen: 1322 belehnt der Herzog Heinrich v. Jauer als Inhaber des Landes Görlitz den Erbrichter Nicolaus v. Neveshofen in Görlitz mit den Landgütern Tucheritz und Bertelsdorf, wie dieselben „bisher“ sein Vater besessen hatte[1]. 1339 übereignet ferner der Hauptmann (Landvoigt) v. Bergow dem Kloster Marienstern die Güter zu Bertoldisdorf, welche es von Eymud v. Neveshofen und Fria seiner Gemahlin erkauft hatte[2].

Nicolaus v. Neveshofen wie auch sein Vater wirtschafteten schlecht und verkauften jedenfalls wegen Überschuldung ihren Hof und Garten in Görlitz[3]; auch der Hof in Tauchritz ging in die Hände der v. Biberstein über. Jedenfalls auch als Geldmangel hatte Nicolaus schon vorher den Jahreszins in der Höhe von 10 Mark, welchen wie wir ersehen haben, die Berzdorfer 10 Hufen Land auf diesen Anteile einbrachten, an das Hospital zum Heiligen Geiste in Görlitz abgetreten. 1332 verkaufte der Rat zu Görlitz im Namen des Hospitales diese 10 Mark Zins aus Bertelsdorf (Berzdorf). Diese im Görlitzer Ratsarchiv enthaltene


    Folgen (vgl. Anmerk. 73) 1844 an das Kloster Marienstern verkauft. Die ursprüngliche Größe dieser Altbernsdorfer Forst- und Feldparzellen betrug im ganzen 112 Scheffel 63 Quadratruten. Der größte Teil dieser Folgen war bereits schon 1617 an die Altbernsdorfer Bauern verkauft worden. Diese Folgen waren auch zugleich wiederholt dort (Seite 15) als die Überschar (Seite 29 und 33) als die „sogenannte“ Überschar bezeichnet. – Ein alter bei den Berzdorfer Folgen liegender Flurname „Streitholz“ bekundet, daß man hier über die Besitzrechte bei den Folgen einen Streit geführt hat. Es ist daher eine irrtümliche Meinung, wenn dieser Flurname Streitholz aus der Zeit der Hussitenkriege hergeleitet wird, vgl. P. Kruschwitz „Eine Wallfahrt zum Urkirchlein Jauernick“ Gebirgsfreund II. (1890) S. 91. Der Name Streitholz wird schon erwähnt 1399 in den Görlitzer Ratsrechnungen, s. R. Jecht Codex diplm. III S. 332, 25: „vnde login in dem Streithoulcz vor der sunnen bis an den obint“. 1408 liest man von einem Wegestreite des Henlin v. Nostitz auf Niecha und Lange Petsche (Peter Lange) zu Klein-Neundorf mit den Berzdorfer Bauern „vmme den Weg czu Bertilsdorf, der do in daz Streythaultz vnd off die wesen geht“ (diese Urkunde ist gedruckt bei H. Knothe a. a. O. S. 74; das Original befindet sich im Görlitzer Entscheidebuch 1396). 1413 heißt es: „Nickel Schuller von Jawernig (Jauernick) globet Niclas Kunen eine wese zu halten in dem Streithoultze“, Görl. lib. act. 1413 Bl. 1 a. 1414 verkauft Henlin v. Nostitz auf Niecha „eyne wese, die do ligt in dem Streithoulze, vor neundehalbe vnd zwanzig (28½) Mark groschen Prager Münze Polnische czal“, nach F. J. Kretschmers handschriftlichen Nachrichten über Jauernick. 1432 wird erwähnt eine Weise im Streithoulcz „zwischen der Pleßnicz und Coldicz“ (Gaule), Görl. Entscheidebuch 1396 ff. Bl. 213 b. 1449 verkaufen „George und Anna Stangen aus Pfaffendorf die helfte der wesen gelegen im Streithoulcze bei der Pleseniczbrucken“, Görl. lib. resign. 1432 Bl. 146 a. 1483 verkauft Christoff Kottbitz zu Nechau (Niecha) gesessen an den für seine Frau bevollmächtigten Stadtschreiber M. Georgius Boyt in Görlitz „eine Wiese an der Plesznitz mit einem „Fleckel“ innerhalb des Wassers um 440 ungarische Gulden“. R. Doehler, Urkunden des Stifts Joachimstein, N. L. M. Bd. 81 (1905) S. 83. Nach alledem ist es sicher, daß das Streitholz früher eine größere Ausdehnung gehabt hat.

  1. Cod. Lus. I S. 25. Die Urkunde hat uns Scultetus in seinen Annalen unter 1322 überliefert, s. auch Rats-Archiv Görlitz, Stadtbuch 1305 ff. S. 29.
  2. Mariensternsche Urkunde gedruckt bei H. Knothe a. a. O. S. 68.
  3. H. Knothe, Geschichte des Oberlausitzer Adels (1879) S. 379.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)