Seite:NLM 1929 Seite 228.jpg

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Nachrichten gaben durch falsche Erklärung früheren Geschichtsschreibern Anlaß zu der irrtümlichen Meinung von einem Dorf Bertelsdorf in der Vorstadt von Görlitz[1].

Zu welcher Zeit, ob vorher oder erst unter den v. Neveshofen, diese Grenzverlegung sich vollzogen hat, läßt sich nicht nachweisen. Wohl aber lassen sich die Gründe, die diese Grenzverlegung hervorriefen, deutlich erkennen. Die ursprüngliche Dorfgrenze zwischen Berzdorf und Tauchritz auf diesem v. Neveshofenschen Anteil war ohne Zweifel bei dem sumpfigen, den Hochwässern der Pließnitz ausgesetzten Waldgelände hier ein Wasserlauf, der den Leubaer Teich[2] (Klosterbusch) in seiner Längsachse durchfloß und nach der Richtung der großen Gaule[3] führte[4]. Somit war es zunächst hier das wasserreiche Land, daß den Tauchritzer Dorfherrn bewog, seine vielen Teichanlagen noch um ein paar zu vermehren[5], um damit zugleich seine Wasserburg umfangreicher zu befestigen. Er ließ zu diesem Zwecke Teichdämme südlich der Pließnitz errichten, wobei einer seiner Lage nach auch zugleich dem Dorfe Tauchritz als Schutzdamm bei Hochwasser gegen die ausufernde Pließnitz dient[6]; daher möchte man auch annehmen, diese Grenzverlegung sei zum Teil aus einem Notbedürfnis hervorgegangen. Doch ist hierbei die Grenze noch weiter über den betreffenden Teichdamm hinaus bis ziemlich an die Pließnitz vorgeschoben worden, womit dieser Dorfgewaltige die Berzdorfer Bauern ihrer nahen und fruchtbaren Wiesen beraubte[7].


  1. R. Jecht N. L. M. Bd. 70 (1894) S. 150. Das sogenannte Dorf Bertelsdorf im suburbio von Görlitz, worin dieser Zins in dem heutigen Berzdorf a. d. Eigen nachgewiesen wird.
  2. R. Doehler die Urk. des Stifts Joachimstein N. L. M. Bd. 81 (1905) S. 94. Nach einer Urk. von 1479 gehörte dieser Wald und Teich damals schon zu Leuba. Mit dem Rittergut Nieder-Leuba ging der Besitz 1759 durch Kauf an das Kloster Marienthal über. S. auch Doehler Geschichte des Dorfes Leuba (1907) S. 30.
  3. Bei Hochwasser ist die Große Gaule (an der Nordseite der Teichdämme) Flutlauf der ausufernden Pließnitz. Die Gaule (kleine) heißt 1432 Coldicz, 1531 Kole, R. Doehler a. a. O. S. 39. Goile bei H. Knothe a. a. O. S. 1 ohne Quellenangabe.
  4. Vgl. Topogr. Karte 1:25000, sowie Kartenbild von Berzdorf 1:11500.
  5. Erwähnt sei, daß der Neuteich auf Tauchritzer Flur erst um 1500 von den Gebrüdern v. Gersdorff in willkürlicher Art auf dem Bauerngute, das einem Steffan Franken gehörte, angelegt wurde, wodurch Franke großen Schaden an seiner Wiese hatte; im Verlaufe eines Streites mit der Herrschaft flüchtete er mit Familie, Pferd und Wagen. Flurnamen erinnern heute noch an Franken: Der Frankenbusch, in den Franken, auf dem Franken. Aus Frankens Gut machte dann die Herrschaft eine Schäferei, Görl. lib. actor. 1521–1529 Bl. 127 u. 128.
  6. Bei außergewöhnlichen Hochwasserfluten ist dieser Teichdamm schon mehrfach durchbrochen worden. S. R. Doehler, Geschichte des Dorfes Leuba (1907) S. 23, darnach konnte der Teich mit 20 Schock (Fischen) besetzt werden.
  7. Diese sogen. Kuhnaer Wiesen waren hiernach dem Vorwerk Wendisch-Ossig zuständig. Dieses Vorwerk aber war und ist dem Besitzer von Kuhna eigen. Diese Wiesen werden daher auch die Wendisch-Ossiger Wiesen genannt. 1472 gehörten diese noch zu Tauchritz. Bei einer Erbteilung von 1479 zwischen den Gebrüdern v. Gersdorff (s. R. Doehler, Urk. des Stift Joachimstein, N. L. M. Bd. 81 [1905] S. 94) heißt es, daß George das Gut Tauchritz ganz erhalten soll „ausgenommen Knothen garten (Kuhnaer Wiesenhaus) vnde dy wesse obendig (oberhalb) deß wegeß, also man ken Bertelsdorff czewth vnnde dy wynkel hynder dem Scholcz-Teyche“. Daß der Tauchritzer Dorfherr bei dieser Wiesenenteignung kein gutes Gewissen dabei hatte, geht schon daraus hervor, daß er an das westl.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Krische: Die Siedlungsverhältnisse von Berzdorf auf dem Eigen. In: Neues Lausitzisches Magazin. Görlitz: Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1929, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NLM_1929_Seite_228.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)