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zu unterscheiden und wenigstens annähernd die wirklichen Lebensumstände desselben festzustellen. Es fehlt auch in dieser ältesten Relation nicht an vielen wunderbaren Erzählungen, wie es bei Indern mit ihrer ungezügelten Phantasie und bei dem durchschnittlich so niederen Bildungsstande der Volksmassen nicht anders zu erwarten ist, aber im Vergleich mit den späteren Janam-sākhīs, die, um die Neugierde zu befriedigen, in die einzelnsten Umstände eingeben und nur noch am Wunderbaren, sei es auch noch so absurd, einen Geschmack finden, ist es verhältnissmässig nüchtern zu nennen.

Nach dieser ältesten Quelle[1] wurde Nānak geboren im Samvat Jahre 1526, im Monat Vaisākh[2] (= A. D. 1469, April-Mai) in dem Dorfe Talvanḍī, das am Rāvī (dem Hydraotes der Griechen) nicht weit oberhalb Lahōr gelegen ist.[3] Sein Vater hiess Kālū, der Kaste nach ein Khatrī (Kshatriya), der Familie nach ein Vēdī, ein einfacher Landmann, der zugleich im Dienste des Grundherrn des Dorfes, Rāe Bulār als Feld-Abschäzer angestellt war.[4] Bei seiner Geburt soll das ganze millionenfache Hindū Pantheon erschienen, dem Kinde gehuldigt und gesagt haben: ein grosser Heiliger

ist gekommen die Welt zu erlösen, ihm soll

  1. Die vollständige Uebersezung derselben siehe in der Einleitung zur Uebersezung des Sikh Granth.
  2. Nach den späteren Janam-patrīs im Monate Katak (Mitte October bis Mitte November).
  3. Talvanḍī, der Geburtsort Nānak’s, liegt in der Zilā (eigentlich [ضِلَع], im Panjābī jedoch जिला gesprochen) von Lāhōr (im Panjābi लाहौर Lāhaur), im Collectorat (तसील = [تَْصِيل]) von Sarakpur. Der Ort heisst jezt Nānakānā (नानकाण); er hat ein Gur-dvār und ist für die Sikhs ein Wallfarthsort.
         Malcolm (Sketch of the Sikhs, p. 7, note 7) ist im Irrthum, wenn er das Dorf an das Ufer des Biās verlegt, das jezt Rāyapur heissen soll. Es gibt im Jalandhar Duāb allerdings einen Ort der Tilvanḍī heisst, ganz in der Nähe von Sultānpur, nicht weit vom Zusammenfluss des Biās und des Satluǰ, der aber nicht der Geburtsort Nānak’s ist.
  4. Talvanḍī wird als Eigenthum des Rāe Bōe aufgeführt; der Grundherr zu Nānak’s Zeit jedoch wird Rāe Bulār genannt, ein Sohn oder Enkel desselben, ein musalmān Rajput von dem Bhaṭṭī Stamme, dessen Land- oder Feld-Abschäzer (पटवारी) Kālū war.
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E. Trumpp: Nanak, der Stifter der Sikh-Religion., München 1876, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nanak_der_Stifter_der_Sikh-Religion.djvu/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)