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anderes fliegendes Gesindel flattert daraus hervor, um das frohe Ereigniß in die weiteste Ferne des Erdballs zu verbreiten. Aus den Trümmern des Fasses erheben sich Wunderdinge, welche hier nicht verrathen werden sollen.

Alles überläßt sich hierauf seinen lustigen Eingebungen, zu welchen vornehmlich der Besuch- der Wein-, Bier- und Punschbuden zu zählen ist, die jene Elemente zollen, in dem das Ganze schwimmen und sich bewegen muß, soll es nicht trocken gescholten werden.

Es wird nun ein gar scherzhaftes Turnier mit Löffeln, Messern und Gabeln beginnen.

In dem Hofnarrentheater beginnen die Vorstellungen. Der Theaterdirector hält eine Anrede, die er nicht gelernt hat, und bleibt stecken.

Inzwischen ziehen Oberländerbauern heran; ein mächtiger Chorgesang erfüllt die Luft. Auf dem dazu errichteten Gerüste beginnen die Tänze. Die Königin setzt sich zu Pferde und reitet in’s Lager der Ranzengarde.

Das Publikum wird jetzt aufmerksam auf bedeutend schwere Kisten, die angefahren kommen. Man öffnet sie und packt eine Gallerie berühmter Zeitgenossen aus, die gereinigt, restaurirt und zur Schau ausgestellt werden. Die Figuren sind beweglich und gebehrden sich wie ordinäre Menschen; der Inhaber des Kabinets erklärt, was sie vorstellen.

Sieben Mann hoch rücken, mit dem Spieß in der Hand aus Schwaben folgende weltgeschichtliche Personen heran, nämlich; der Allgäuer, der Seehaas, der Knöpfleschwab, der Spiegelschwab, der Nestleschwab, der Blitzschwab und der Gelbfüßler. Sie singen, kochen ihre Knöpfle und bestehen ihr Abentheuer mit dem Ungethüm, das nicht fehlen wird. Bevor sie es erlegen, singen sie von Todesahnung ergriffen:

„Drum haltet fescht zusamme,
Und fasset fescht de Spieß;
Zu streite und zu stearbe
Für’sch Vaterland isch süß!“

Alle Lieder, Schauspiele, Zeitungen, Flugschriften, Karikaturen und sonstige Erzeugnisse, welche auf diese Vorgänge Bezug haben, werden in der neuerrichteten närrischen Hofbuchhandlung auf dem Meßplatze für ernstes Geld verkauft werden.

Von dem eigentlichen Festplatze bis zum Ettlinger Thor hin werden sich die Buden, als eigentlicher Jahrmarkt, erstrecken. So z. B. ein Nasenstand, eine Frisir- und Rasirstube für ungewaschene, haarbuschige Besucher, Tabacksbuden, Pfeifenbuden, Zuckerbäcker, Lebküchner, Wein-, Bier-, Punsch-, Wurst-Buden, Trödelhandel, Geschirrmarkt, Tabuletkrämer und Hausirer, Savojarden mit Murmelthieren, welche nur maskirte Katzen sind, Tiroler mit badischen Steinadlern, welches nur maskirte Hühner sind, Scheerenschleifer, Kesselflicker, Zigeuner, Wahrsager, Quacksalber, Drehorgeln, Morithaten u. s. w.

Da es vorausgesehen wird, daß sich gegen das Ende hin Nebel verbreiten konnte, so wird man darauf bedacht seyn, bei Zeiten, und zwar schon Vormittags 11 Uhr, die Laternen der Stadt anzuzünden.

Eine Unzahl von Bällen werden den festlichen Tag beschließen.


Gnome.

Wenn Ihr gegen sieben und acht –
Nicht im Bett liegt, sondern wacht –
Geht an’s Fenster und gebt Acht:
Holzschuh klappern durch die Nacht;
Fackeln werden angefacht
Und die große Trommel kracht.


Unvernünftige Wortspiele.

Welches Ei brütet die Schreiber aus? – Die Kanzlei.
Wer leidet in der Fremde leicht am Heimweh? – Der Oheim.
Welches Vorzuges genießt der einzige Sohn vortrefflicher Eltern? – Er kann nie ein Bruder Liederlich seyn.


Speisezettel der Narrenburg.
Zum Besten
des chinesischen Prinzen Fa-Sching
und dessen hohen Gefolges in’s Chinesische übertragen
von
Cyprianus,
Hofgelehrtem J. M. der Königin Mutter
Chin. Preise.
Gerstenschleim. Puh-lang. 6 Kreuzer oder 3 Li.
Schwäbische Spätzle. Späts-Li. 8 – “ 4 –
Kalbsbraten, die Portion. Fih-Muh. 12 – “ 6 –
Geräucherter Schinken. Hong-Hang. 12 – “ 6 –
Cervelatwurst. Hack-Hock-Matsch 3 – “ 1 3/2 –
Käs. Fu-i. 6 – “ 3 –
Ein Häring. Pang-Hi-Kang. 4 – “ 2 –
Chinesische Speisen.
Marinirte Rattenschwänze. Moll-moll. 48 – “ 24 –
Heuschrecken-Sallat. Pah-Pah. 36 – “ 18 –
Froschbäuch in der Sulz. Coax-Cax. 1 fl. 30 –
Fliegentorte. Summ-Summ. 48 – “ 24 –
Eingemachte Tannzapfen. Futsch. 1 fl. 48 – “ 54 –

Diners à la Schinos beliebe man rechtzeitig zu bestellen.


Der ungeheuren Verbreitung wegen, kann dieses Blatt zu allen möglichen Anzeigen bestens empfohlen werden.

Närrische Hofbuchhaudlung
als verantwortliche Redactrice.
Empfohlene Zitierweise:
: Geöffnetes Narren-Turney. Verlag, Druck und Lithographie von F. Gutsch & Rupp, Karlsruhe 1843, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Narren-Turney_(1843).pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)