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Etzliche
Probe-Scenen
aus dem
fürtrefflichen Schauspiele:
Alles abonnirt!
oder:
Hannswurst und die siegende Liebe,
welches

als öffentliches Spektakul dem hochverehrten Publiko zur Erbauung und zum Ergötzen, am hellen Mittage, statt eines gebratenen Ochsen, wie sonst wohl gebräuchlich, preisgegeben werden wird.


Erster Akt.
Erster Auftritt.

Hannswurst und Gretchen beisammen, später der alte Durchholz.

Platz: Durchholzens Schenkstube.
Hannswurst hält Gretel im Arme und drückt und küßt sie.

Hannswurst. No, s bleibt dabei, Du bist mein und eh ein Vierteljahr rumm ist, han mer enander gheuert. Morge geh ich zu Deim Alte und halt um Di an. Ich will em schon vorschwätzen.

Gretel (halb weinend). S’ hilft eben doch nichts, er sait, ich müss en Mann habe von Rang und Titel – nachher hätt ich au e Rang und e Titel. Do laßt er sich gar nit devo abbringen. De Gvattermann lacht er no aus, der sait immer: es isch e Buuretochter und do muß sie au wieder en Buuren heuren.

Hannswurst. Der hot ganz recht.

Gretel. Vor eme Johr, sell han i Dir no gar nit erzählt, grad wie bei der außerordentliche Conscription gsi bist, do isch drüben in Waldhopfenburg so e Herr aus Steifhausen bim Amtmann uff Bsuch gsi und der isch als zu es komme. Mer hett en Misternalrath gheisse, und do isch er als komme und hätt mer vorgschwätzt, wie ’s in der Stadt so schön wär und ob ih nitt au hin wollte. I ha em gsagt, daß ih deß nitt glaub – ih sei ach schon emol in Steifhausen gsi bim landwirthschaftlich Fest und da hätt mer’s nitt gfalle, wie mer uff Stroh hen schlofe müsse, in dem grossen Haus bei der Kaserne. Und wenn er me so vorgeschwätzt hätt, so isch der Vater derzu hingsessen und hätt e Gsicht gemacht, wie wenn der heilig Geist über en komme wär, und wenn der Misternalrath sich gschoben hätt, so hätt er mer die gröste Vorwürfe gemacht, ih hätt sollen artiger sei gegen ihn, des wär e Mann von Rang und Titel. Jetz han is em Gvattermann gsait. I will scho helfen – mit so eme austrocknete Häring will ich scho fertig werre. Wie der Herr wieder kommt, so bin ih uf d Bühne nuf, der Gvattermann hätt em e Schoppen bracht statt Wein und do setzt er an – macht Dir aber e Mul hin – mer kann’s nit bschreibe. Sit der[WS 1] Zeit kommt er numme.

Hannswurst. So isch recht, Gretel.

(Gibt ihr einen Kuß. Man hört vor der Thüre niesen. Hannswurst springt zur andern Thüre hinaus, der alte Durchholz tritt ein.)

Durchholz. Des sind mer schöne Sache. Scho wieder beisamme – von heurathe spreche, wart i will – mit so em Buurekerl will der d Lieb vertreiben. Bist noch verliebt? – (sie weint.) Wenn ih des nomal seh – so sperr ih die dei Lebenlang ein, die Schand will i nit habe – daß mei Tochter e Buure nimmt. Ih bin e Mann von Titel – ih bin Kirchen- und Gemeindverrechner – ich bin en Angstellter – weißt jetzt. Und noch dezu so eme Kerle – isch er nit scho viermal im Thurm gesesse, hätt er nit em Schwanenwirth in Braufels alle Fenster zusammengeschlagen – hätt er nit der Frau Pfarrern vorig Winter vier Gäns gstohlen – ja gstohle – und selbst beim Löwenwirth verfressen – so en Spitzbub willst Du? Wart i will Dir.

(Geht ab)

Dritter Akt.
Erster Auftritt.
Freier Platz in Steifhausen.

(Oberschiffrath Nepomuk und Zehntcommissar Naso kommen gerade von einem Ausflug heim. Ihnen begegnet Hannswurst mit einem Ränzel auf dem Rücken.)

Hannswurst. Meine Herren, könnte Sie mer nit sage, wo ich übernachten könnte.

Nepomuk. Wo er hin will. Im Erbprinzen, Stadt Pforzheim, römischen Kaiser, im Kreuz, Stadt Heidelberg, Zähringer Hof.

Naso. Mach keine Posse, Muckele. Alter, geh er mit, wir kommen am schwarze Bock vorbei und da kann er logire.

Nepomuk. Was wollt ihr denn in der Stadt machen?

Hannswurst: Ich will mer Vergnüge machen, ich hab jetzt lang gnug gschafft. Ih han Geld und do werd’s scho geh.

Nepomuk. Des ist recht. Wenn ich kann zu Diensten steh, mit Vergnüge.

Hannswurst. Ich kenn noch Niemand – ’s wär mer lieb.

Nepomuk. No, do will ich Euch was sagen Do kommt Ihr morgen früh am acht Uhr zu mir. Kennt Ihr mein Name behalte. Ich bin der Oberschiffrath Nepomuk-muk-muk.

Hannswurst. Herr Oberschiffrath Nepomuk.

Nepomuk. Ja und ich wohn im rothe Bock Gut Nacht Komm nur morgen zu mir.

Hannswurst. Meine Herrn, schön Dank – will nit vergessen.

(Geht in rothen Bock.)

Nepomuk. Du Naso, des scheint mir ein recht ordentlicher Bursch zu sein – der will sich Vergnügen machen.

Naso. Aber was bestellt denn uf Morgn? Du kennst en jo gar nit.

Nepomuk. Laß mich nor mache – das gibt e Spaß.

Naso. No, ich will sehe. Gut Nacht.

Nepomuk. Gute Nacht.


Zweiter Auftritt.
Nepomuk auf seinem Zimmer. Hannswurst klopft an.

Nepomuk. Herein.

Hannswurst. Guten Morgen, Herr,

Nepomuk. Du kannst Wort halten, des ist recht, nun sag mal, warum bist Du hierher gekommen?

Hannswurst. Des isch so. Ich bin von Oberpitzenbach im Amt Braunfels und meine Eltern sind Bauersleut. Jetzt hätt der alte Durchholz, er ist Kronenwirth und Gemeindeverrechner, der hätt e Tochter, s Gretel – die will mi und i si, sie sind reich. Jetzt will er mir sie nit gebe, weil i nur e Buur wär und kein Rang und kein Titel hätt. Do hätt aber der Gevattermann, der alt Michel Baumschlag mir grathen, i soll nur in d Residenz gehe, da könnt man Rang und Titel kriege, mer wär an der Quell und do wär’s lustig und mer könnt sich viel Vergnüge mache. Drei Acker han i verkauft und jetzt han i 800 Guld bsamme und i mein des langt.

Nepomuk. (Pfeife stopfend). Wenn Du hier Vergnüge mache willst, so mußt Du abonnirt sein. – Kein Vergnügen ohne Abonnement.

Hannswurst. Was ist des Abonima?

Nepomuk. Will Dirs später erklären. – Du wirst Mitglied, doch in denen Kleidern kannst Du nicht aufgenommen werden. Deinen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: der der
Empfohlene Zitierweise:
: Geöffnetes Narren-Turney. Verlag, Druck und Lithographie von F. Gutsch & Rupp, Karlsruhe 1843, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Narren-Turney_(1843).pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)