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Mancher der ließ sich halber schinden

Vnd jm alle viere mit seylen bynden
Das jm alleyn ging gelt dar vß
Vnd er vil golds hett jm sym huß
Der lytt ouch das er laeg zuo bett

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Vnd er der richen siechtag hett

Vnd man jn wie eyn buoben schiltt
Echt er dar von hett zynß vnd gültt
Mit zymlich nyeman benuegen will
Wer vil hat / der will han zuo vil

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Vß richtum übermuot entspringt

Richtum gar selten demuot bringt
Was soll eyn dreck wann er nit stinckt /
Vil sint alleyn / die hant keyn kynd
Keyn brueder noch sunst nohe fründ

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Vnd hoeren nit vff arbeyten doch

Ir ougen fült keyn richtum ouch
Noch gdencken nit / wem werck ich vor
Hab übelzyt ich gouch vnd tor
Gott gibt manchem richtum vnd ere

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Vnd gebrist synr sel / nüt anders mere

Dann das jm gott nit dar zuo gytt
Das er das bruch zuo rechter zytt
Ouch das nit nyessen zymlich getar
Jo es eym froemden füller spar /

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Tantalus sitzt jnn wassers lust /

Vnd hat an wasser doch gebrust
Wie wol er sicht die aeppfel an
Hat er doch wenig freüd dar von
Das schafft / das er jm selbs nüt gan

Empfohlene Zitierweise:
Sebastian Brant: Doctor Brants Narrenschiff, Basel 1499, Seite 88r. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Narrenschiff_(Brant)_1499_0175.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)