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Friedrich August Herzog zu Nassau, Friedrich Wilhelm Fürst zu Nassau: Nassauische Verfassung von 1814 und Edikte zur Wahl und Zusammensetzung der Kammern von 1814 und 1815 |
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I. Constitution
Errichtung der Landstände
Wir Friedrich August, von Gottes Gnaden, souveräner Herzog zu Nassau etc. etc., und
Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, souveräner Fürst zu Nassau etc. etc.,
sind während der vorüber gegangenen unglücklichen Zeit fremder Oberherrschaft in teutschen Landen, bei fortdauernder Bedrückung der Gewalt in auswärtigen Staatsverhältnissen, wodurch Wir mit Unseren Unterthanen und Angehörigen in gleichem Maaße wie alle teutschen Staaten gelitten haben, stets und immer bedacht gewesen, die nach dem Rathschluss der göttlichen Vorsehung Uns anvertraute unbeschränkte Regierungswirksamkeit sammt dem Recht der Gesetzgebung dahin zu verwalten, daß in dießer schwierigen Lage, so weit es die Umstände erlaubten, nicht allein die bürgerliche Freiheit Unserer Unterthanen möglichst gesichert und die politische Gleichheit derselben vor dem Gesetz aufrecht gehalten, sondern auch der Grund zu einer künftigen auf diesen beiden Stütz- puncten ruhenden Verfassung gelegt wurde, deren volle Ausbildung Wir im zuversichtlichen Vor- gefühl einer nahen glücklichen Veränderung in den gespannten europäischen Staatenverhältnissen mit dem Eintritte derselben erwarteten.
Von dieser Absicht ausgehend, und von solchen Beweggründen geleitet, haben Wir bis hierher die Vollkommenste Duldung religiöser Meinungen und freie Uebung jedes Gottesdienstes in Unsern Landen gehandhabt[1])eben so die freie Aeußerung politischer Meinung, soweit auswärtige Staatsrücksichten nicht eine Beschränckung verlangten. Wir haben in landesherrlichen Edicten Unsern Unterthanen und Staatsangehörigen den freien Abzug mit ihrem Vermögen, nach erfüllter Militärpflicht , in alle diejenigen Staaten zugestanden, wo gleiche Abzugsfreiheit in Unser Staats- gebiet gestattet wird [2] Wir haben die Leibeigenschaft von Grund aus in Unserem Herzogthum getilgt[3]); den Frohnd-und Dienstzwang unter Schadloshaltung der Dienstherren gelöst[4]), körperliche Züchtigung als Strafmittel abgestellt[5]), erbliche Vorrechte auf höhere Staatsämter nicht annerkannt, vielmehr aus allen Ständen zu den obersten Civil und Militärstellen berufen, wer Uns dazu tüchtig erschien. Die Justizgpflege wurde, unabhängig von Uns, durch die abgeordneten Justizbehörde verwaltet.
Wir haben Unsern landesherrlichen Fiscus den Gerichtsbehörden unter-
Anmerkungen
Friedrich August Herzog zu Nassau, Friedrich Wilhelm Fürst zu Nassau: Nassauische Verfassung von 1814 und Edikte zur Wahl und Zusammensetzung der Kammern von 1814 und 1815. Herzoglich Nassauische Hofdruckerei, Wiesbaden 1817, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nassauische_Verfassung_1814.pdf/2&oldid=- (Version vom 1.8.2018)