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sie sich lange so sehr nicht zu plagen, als früher im Lande der Alpen. Sie konnten Dienstboten halten, und waren angesehen im Orte. So lebte die Familie mehrere Jahre in der neuen Welt, ohne etwas vom Mutterlande zu hören. Und allmählich lernten sie sich alle hier gewöhnen, bis auf Adelaiden. Diese konnte ihre frühere Lebensart als Hirtenmädchen, das sie bis zum sechzehnten Jahre gewesen war, nicht vergessen. O, wie gern hätte sie einmal einen Blick in das Schweizerland auf die Alpen geworfen, und wie viel darum gegeben, daselbst nur einen Tag bei der Heerde zu seyn! Es kam auch Keiner, Keiner in diese Gegend, der ihr die mindeste Nachricht gegeben hätte, wie es im Mutterlande, und mit dem sie sich ein Weilchen darüber hätte besprechen können. Oft saß sie deßhalb betrübt in der Laube ihres schönen Gartens, wo es traulich und still war, und weinte. So fanden sie ihre jüngeren Geschwister einmal, und fragten sie wehmütig um die Ursache ihres Kummers. Aber sie wollte das den Kleinen nicht sagen, weil diese sich hier nun schon mehr gewöhnt hatten. Sie sagte nur, es wäre ihr gar nicht wohl. Da wußten diese nicht, was sie zu ihrer Aufheiterung machen sollten. Sie wollten ihr etwas erzählen, sie wollten einmal ein munteres Spiel beginnen; aber zu dem allen nickte die betrübte

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Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/67&oldid=- (Version vom 4.8.2020)