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Das Traurige und Mißhellige in meinen Verhältnissen will ich mit Kraft und Ausdauer bekämpfen, mit Muth und Geduld es mir zu erleichtern und zu verbessern suchen. Doch wo mein Kampf vergebens ist, da werfe ich meine Sorge auf den Herrn, auf ihn, der für mich sorgt, und mir tragen hilft, was mir zu schwer, der meine Stütze ist, wenn ich wanke, der ewig ist meine Zuversicht und mein Heil. Ihm befehle ich meine Wege, und er führt sicher mich. Wenn Alles mich verläßt, wenn Keiner helfen mag und kann, bist du, o Gott, der nimmermüde Helfer und Retter, auf deine Hilfe hoffe ich ewiglich. Amen.


Gebet einer kränkelnden Person.

„Einen Gott außer mir kennst du nicht,
Und ein Helfer außer mir ist nicht da.”
 (Hes. 13, 4.)

Mein Gott und Schöpfer, niedergebeugt und gebrochen von meinen langwährenden Leiden, siehe ich vor dir, bei dir Schutz und Kraft und Hilfe suchend. Ach, dies stete wiederkehrende Weh raubt meinem Herzen jede Lust und Freude des Daseins, und läßt darin bittre, schmerzvolle Empfindungen wach werden. Die Gebrechlichkeit meines Körpers gewinnt gar oft einen traurigen Einfluß auf meine Seele; ich werde oft reizbar und aufgeregt, werde oft mürrisch gegen meine Umgebung, ungeduldig gegen deine Schickungen und Fügungen, mein Schöpfer; ich vergesse, daß Alles, was uns zukommt, auch das Schmerzliche ein Ausfluß deiner Allliebe und Allweisheit ist, nur bestimmt zu unserm Heile.

Du, o Gott, in deiner unbegrenzten Vaterhuld lässest mich gewiß nicht zwecklos leiden! Entweder sendest du mir mein Leiden als Strafe meiner vielfachen Sünden und Verschuldungen, sendest es mir als Mittel zu meiner Besserung, als Ermahnung und Erinnerung zur Wiederkehr zum Heiligen und Gerechten, um durch dasselbe mein Herz abzuziehen von dem Rausche sinnlicher Genüsse, von den Eitelkeiten und Täuschungen des Lebens, und es für fromme Gedanken und Bestrebungen empfänglich zu machen: oder du sendest mir mein Leid als eine Versuchung, als eine Prüfung meiner Hingebung und meines Vertrauens auf dich, um mir

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Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)