Seite:Neuda-Stunden der Andacht-1858.pdf/134

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Doch, Allgütiger, nicht für mich allein erhebe ich meine Hände zu dir, im inbrünstigen Gebete vertraue ich deiner göttlichen Fürsorge auch mein Haus und alle meine Lieben und Angehörigen, die ich zurückgelassen. Mögest du sie bewachen und beschützen in deiner väterlichen Huld, von ihnen abwenden Noth und Gefahr, Schrecken und Betrübniß, daß unser Wiedersehen ein freudiges und glückliches sei. Amen.


Nach einer überstandenen Gefahr.

„Du hast errettet meine Seele vom Tode,
Mein Auge befreit von Thränen,
Meinen Fuß vom Falle.”
 (Ps.116, 8.)

„In der Enge rief ich zu dir, o Herr, und du halfst mir auf.“ Angst und Zagen durchbebte meine Seele, denn Gefahr umschwebte mich und die Noth war groß. Dank dir, mein Gott, die Gefahr ist vorüber, ich athme wieder frei; mein Herz, beengt von Furcht und Schrecken, erweitert sich wieder, und aus beruhigter Seele steigt mein Gebet zu dir empor, der du die Fittige deiner Huld über mich ausgebreitet, und mit deiner Allmacht mich beschützt hast in der Stunde der Noth und der Bedrängniß.

Gott, mein Gott, was wären wir und was würde aus uns werden, wenn dein Vaterauge nicht über uns wachen, deine Vaterhand uns nicht schützen würde in Gefahr und Noth! Wie groß, wie unendlich erhaben bist du in deiner Güte und Liebe für uns, dein Auge wacht über uns, du hegst und trägst uns an deinem Vaterherzen, ohne dich fällt kein Haar von unserm Haupte! Nicht immer sehen wir die Gefahr, die uns umschwebt, nicht immer kennen wir das Uebel, das uns drohet, doch die Engel Gottes lagern rings um seine Verehrer, um sie zu erretten, und wenn wir schon dem Elende zu erliegen glauben, wenn von allen Seiten die Vernichtung uns umschwebt, wenn wir zur Einsicht gelangen, daß alle unsre Macht und Kraft eine nichtige ist, uns nicht zu schützen und zu retten vermag: dann sendest du dein göttlich Wort und es fliehet die Gefahr, wie ein Schatten dahinflieht und schwindet, und es verwandelt sich die Finsterniß in Licht, die Angst in Jubel und Freude.

Empfohlene Zitierweise:
Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)