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Vorwort.

Vorliegende Gebete sind ursprünglich nicht für die Veröffentlichung verfaßt worden. – In meinem von den mannigfachsten Ereignissen reich durchwirkten Leben ward es mir gar oft zum unentbehrlichen, mächtigen Bedürfnisse, mit dem erhabenen Weltgeist, der so hoch thront und so tief niederschaut, Zwiesprache zu pflegen, um bei ihm die Einsicht und die Kraft zu finden, auf dem Pfad meiner oft gar schwere Opfer heischenden Pflichten nicht zu wanken und nicht zu weichen. Derart entstanden die meisten der vorliegenden Gebete. In ihnen fand ich den Moses-Stab, der aus dem dürren Fels eines traurigen Geschickes den Born erhebender Gefühle und himmlischer Tröstung mir hervorrief, die Jakobsleiter, auf der die Engel der Geduld, der Hoffnung und der Gottergebenheit mir vom Himmel niederstiegen.

Ich ward schon früher von mehreren kompetenten Seiten aufgefordert, diese Gebete der Oeffentlichkeit zu übergeben; aber es widerstrebte mir stets, die Gefühle und Gedanken, die in meinen einsamsten und heiligsten Stunden mein Herz bewegten, vor die richtende Kritik hinzustellen.

Doch jetzt drängt mich mein eigenes Herz aus besonderen Rücksichten hierzu. Ich möchte nämlich den Manen meines theuern, mir unvergeßlichen Gatten Abraham Neuda, der als Rabbiner zu Loschitz in Mähren nach schwerem Krankenlager in der Mitte seines an edlen und gesegneten Thaten so reichen Lebens, in seinem 42. Lebensjahre, am 22. Februar 1854, durch den Tod mir genommen ward, durch die Herausgabe dieser Blätter ein Denkmal liebender Erinnerung nach meinen schwachen Kräften setzen. Die

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Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite IX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)