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Der Rheinwein stimmt mich immer weich,

Und löst jedwedes Zerwürfniß
In meiner Brust, entzündet darinn
Der Menschenliebe Bedürfniß.

Es treibt mich aus dem Zimmer hinaus,

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Ich muß in den Straßen schlendern;

Die Seele sucht eine Seele und späh’t
Nach zärtlich weißen Gewändern.

In solchen Momenten zerfließe ich fast
Vor Wehmuth und vor Sehnen;

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Die Katzen scheinen mir alle grau,

Die Weiber alle Helenen. – – –

Und als ich auf die Drehbahn kam,
Da sah ich im Mondenschimmer
Ein hehres Weib, ein wunderbar

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Hochbusiges Frauenzimmer.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hoffmann und Campe, Hamburg 1844, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Gedichte_(Heine)_391.gif&oldid=- (Version vom 1.8.2018)